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Leseprobe: Engelbert Obernosterer - "Vom Ende der Steinhocker"

In den Augen der Mäher waren die Eisenbahner die ersten abstrakten Menschen. Während ihre Frauen weiterhin auf den Balkons des Eisenbahnerblocks mittels Scharreisen in den Beeten hinter dem Block ihre Regsamkeit im Erdreich unterbrachten, wurden in den Händen der Eisenbahner nie mehr Geräte gesehen. Als unnütze Schnörkel hingen die vormaligen Greifwerkzeuge seitlich ihrer Leibesstrünke herab.
Sinnlosigkeit ging von ihnen aus. Kein Wunder, daß es just einem Eisenbahner vorbehalten blieb, das auszuführen, was dem aufstrebenden Marktflecken noch fehlte, um sich in seinem Flair mit jenem der Städte messen zu können: einen Mord!
Er betraf die Serviererin des Bahnhofs-Buffets.
Der Eisenbahner namens Mößlacher hatte in einem Anfall von Eifersucht ein auf der Theke liegendes Brotmesser ergriffen und in die Höhe gerissen. Die naive Weibsperson aber konnte nur lachen. Es sah zu komisch aus: ein Brotmesser im Zusammenhang mit Liebesdingen, dahinter dieses schienenfeste Wesen mit zitterndem Oberlippenbärtchen! Da konnte doch nichts herauskommen, das gab doch keinen Sinn! (S. 25)

Der Druck im Gebirge ist allgegenwärtig. Aus den Felsschichten schaut uns der tektonische der Erdgeschichte nach, der thermodynamische drückt gegen die Schläfen der Wetterfühligkeit, der Frost hat im Winter den Asphalt aufgebuckelt und nun drängt der Wegerich aus den Bruchlinien; dieselbe Frühjahrsvirulenz preßt mir Scharen von Ameisen in die Küche, und so viele ich auch untertags zerdrücke, morgens marschiert das Ameisentum munter weiter.
Aus einiger Entfernung betrachtet, gehören wohl auch wir zwei zum selben blinden Gekrabbel. Mein Vater seinerzeit war ein noch armseligerer Krabbler, weit drin im Gebirge. Vermutlich wäre er von der Holzarbeit aufgerieben worden, hätte sein Fortpflanzungstrieb nicht die Erbin eines kleinen Bergbauernhofes ausfindig gemacht. So kam es unter anderem zu mir als einer der Folgen der Triebe, die Vater durchs Gebirge gestoßen haben. (S. 102)

© 1998, Sisyphus, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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