Am Abend vor der Reise.
Ich sitze da. Mir ist nicht kalt. Mir ist nicht warm. Ich bin allein. Ich denke nach. - Ich denke nach? - Ich denke, wie es ist ... Ich denke, wie es ist, wenn man nicht allein ist. Ich sitze da auf meinem Bett. Nichts zu tun. Ich habe Zeit. Alle Zeit der Welt. - Schön brauche ich mich nicht mehr zu machen, weil schön ich bin.
Fortgehen! Ich werde in die Wüste gehen; in ein Land, das nur wenige Flüsse kennt, die grün und schnell durch eine Ödnis aus Stein und Geröll fließen. - Da gibt es Berge aus Felsen und Schiefer. Und schnell fließende Gebirgsbäche. - Wie schön ist der Anblick eines grünen Flecks, eines kleinen Stückchens begrünter Erde!
Ich werde in die Stadt reisen! Ich werde in die Metropolen gehen. Unerkannt und gänzlich fremd durch die Straßen laufen, durch die Vorstädte! - Ich werde U-Bahnen besteigen! Ich werde von oben auf die sich in der Abenddämmerung erhellenden Turmquader der Stadt hinunterschauen! Ich werde, zwielichtige Schatten werfend, auf den großen Plätzen, unter den Kandelabern...
Ich werde, ich werde. (S. 123f)
©2002, Literaturverlag Droschl, Graz, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.