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Eva Rossmann: Wahlkampf.

Kriminalroman.
Wien, Bozen: Folio, 1999.
251 S., geb.; öS 270.-.
ISBN 3-85256-117-5.

Link zur Leseprobe

Wien, Ende August, die letzten lauen Sommertage: Es ist wieder einmal nichts los. Viele sind noch im Urlaub, die Erinnerungen an den eigenen machen das Arbeiten auch nicht gerade einfacher... Und was wird es im Herbst geben? Nicht viel, außer den Wahlen, auf die man sich ja nicht unbedingt freut. Doch wenn es einem ähnlich geht wie anfangs der Erzählerin in Eva Rossmanns Kriminalroman, dann hat man jetzt die Möglichkeit, dieser Tristesse zu entfliehen. Man lasse sich einfach verführen in den wilden (!) österreichischen Wahlkampf und seine ganz und gar nicht unblutigen Begleiterscheinungen.

In Rossmanns Buch erwartet uns die Wahlentscheidung über einen neuen Bundespräsidenten. Die Erzählerin, eine Journalistin namens Mira Valensky, bekommt die wenig spannende Aufgabe, den Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten Wolfgang A. Vogl (das "A." steht offiziell für "Amadeus", wobei gemunkelt wird, es könne in Wahrheit "Adolf" bedeuten) während seiner Wahlkampftour zu begleiten. Mira soll die menschlichen Seiten des haushohen Favoriten (die Konservativen haben keinen eigenen Kandidaten aufgestellt und die Kandidatin des oppositionellen Bündnisses hat im Prinzip keine Chance) beleuchten. Bei Vogl handelt es sich um einen typischen Langweiler des Medienzeitalters: Dynamisch, immer mit einem (Kampf-)Lächeln auf den Lippen, aalglatt. Mit einem Wort: ein PR-Profi. Seine Slogans sind weltbewegend: "Im Mittelpunkt muß der Mensch sein. Und eine ehrliche Politik." (S. 20)

Doch mit der Ehrlichkeit ist es nicht weit her. Als ein gefeuerter (pardon: freigesetzter) ehemaliger Mitarbeiter tot aufgefunden wird, versucht man die Sache möglichst zu vertuschen. Es war Selbstmord, was sonst? Mira, ein Profi auf ihrem Gebiet, wittert sofort mehr dahinter. Doch ihre Nachforschungen ergeben zunächst wenig Konkretes. Zudem war der Tote, Bellini-Klein, ein Karrierist, den viele als labil beschreiben. Also doch Selbstmord aus Verzweiflung über die Kündigung? Als Mira Valensky eines Abends von zwei maskierten Männern überfallen wird (ohne dass man ihr dabei etwas geraubt hätte), erhärtet sich erneut ihr Verdacht. Droch, ihr charismatischer und manchmal auch tyrannischer Chef, der zu Beginn noch die Vermutungen seiner Reporterin als Hirngespinste abgetan hatte, beginnt jetzt ebenfalls, an kriminelle Machenschaften zu glauben. Schließlich passiert noch ein zweiter Mord, Opfer ist diesmal der ehemalige Coach des Präsidentschaftskandidaten. Ein politischer Skandal ungeahnten Ausmaßes kündigt sich an. Doch welche Motive könnten Mitarbeiter von Vogl (oder Vogl selbst!) für eine solche Tat haben? Oder steckt womöglich die Opposition dahinter, die den Gegner ausbooten will?

Keine Angst, mehr wird hier nicht verraten. Nur noch soviel: Dass es sich bei Eva Rossmanns Roman nicht nur um eine witzige Kriminalstory handelt, sondern ebenso um eine wunderbare Politsatire, in der man etliche der sogenannten Prominenten wiedererkennen wird. Auf seiner Wahlkampftour macht Vogl eine kurze Visite bei Österreichs berühmtestem Heimkehrer: "Der Milliardär sprach freundliche Worte, sein amerikanischer Akzent verstärkte den Eindruck, daß alles möglich war: Bub ohne Zukunft, Auswanderung, zurück als Milliardär." (S. 196) Nein, es ist keine Anspielung auf Frank Stronach, schließlich kommt der ja aus Kanada. Die Kandidatin der Opposition ist eine Mischung aus Freda Meissner-Blau und Robert Jungk. Und Vogl selbst? An wen erinnert er wohl am meisten? "Vogl ging von Tisch zu Tisch. Er mußte etwas verborgen Messianisches haben, denn die jungen Frauen und Männer strahlten, als er ihnen die Hände schüttelte. Er kannte sie alle beim Namen, er fragte nach Fortschritten und Details. Und er lächelte." (S. 18)

Ein in jedem Fall ehrliches Lächeln (oder doch zumindest ein Schmunzeln) wird einem bei der Lektüre von "Wahlkampf" oft über die Lippen kommen. Wenn Innenpolitik so unterhaltsam und spannend wäre wie Eva Rossmanns Roman, könnte man sich auf einen heißen Herbst freuen.

Peter Stuiber
23. August 1999

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