TUNESISCHE ARABESKEN
Statt eines Vorworts
Zu Beginn zwei Episoden.
Mit einem Freund aus der Sahara besuchte ich den Markt von Tunis. Wir schlenderten durch die weitläufigen Hallen, kauften da und dort ein: Datteln, Minze, Paprikaschoten... Mein Freund verstaute die Sachen in einem Bastkorb. Ich griff jeweils in meine Umhängetasche und zahlte. Dann verließen wir den Suk und gingen gemächlich in Richtung Avenue Habib Burgiba.
Plötzlich vernahmen wir hinter uns laute Rufe in arabischer Sprache. Mein Freund drehte sich um, ging ein Stück zurück, einem Mann mittleren Alters entgegen, der aufgeregt winkte. Ich wartete.
Dann kam mein Freund zurück und überreichte mir eine kleine braune Hülle. Es war - mein Reisepaß.
Der Unbekannte, ein Tunesier, hatte bemerkt, wie ich bei einem Marktstand aus Unvorsichtigkeit das Dokument aus der offenen Tasche streifte. Ein junger Mann hob den Paß auf und wollte damit in der Menge verschwinden. Der Tunesier jedoch nahm ihm den Paß ab und rannte uns auf der Straße nach, um mich, den Gast, vor Schaden zu bewahren.
Zweiter Schauplatz: der Hafen von Genua.
Es war um die Mittagszeit eines klaren Frühlingstages, als sich unser Saharafahrzeug auf verschlungenen Wegen in Richtung Tunis-Kai bewegte. Dort angekommen, sprang ich sogleich aus dem Wagen, froh mich nach langer Zeit wieder ungehindert bewegen zu können. Genußvoll sog ich die frische Seeluft ein, ließ mir die steife Brise um die Ohren streichen.
(S. 7)
© 2002, Haymon Verlag, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.