Vier Uhr Früh ist die Zeit.
Hast du gewusst, dass man in der Nacht stirbt?
Die meisten Menschen, wenn eines natürlichen Todes, sterben in der Nacht.
Kurz vor oder nach oder exakt um vier Uhr Früh.
Der Organismus erreicht seinen Tiefpunkt.
Frag, wen du willst.
Man wird dir sagen, dass es stimmt.
Frag die Ärzte und Pfleger und Schwestern.
Frag sie aus, über das Sterben.
Damit befassen sie sich.
Vier Uhr Früh heißt Tod.
Die schwarze Lunge der Raucher zerfällt in ausgefranste Hälften.
Ein erfrierender Murmelmund blaut.
Großonkels Hand verkrampft zur fleischfarbenen Nudelzange.
Die Sechzigjährigen und die Siebzigjährigen und die Achtzigjährigen.
Um vier Uhr Früh tunnelt man auf sein Licht zu.
Wo das geschrieben steht?
In dir.
In Geheimschrift, mit Kreide.
In mir.
Es sei denn, ein Auto erwischt uns.
Mit Körperfarbe eine Bremsspur gemalt.
Ein Aufzug, dessen Aufziehseil reißt.
Mit einem Ratsch und einem Kleng.
Und wir segeln hinab, schlagen auf, werden gewesenes Geräusch.
Es ist dann sechzehn Uhr, siebzehn Uhr, achtzehn Uhr.
Alles schon passiert.
Aber so wird es nicht sein, nicht bei uns.
Wir gehen erst, wenn wir angekommen und alt sind.
Mach dir da keine Sorgen.
(aus: Ein ortloser Ort, S. 7-38)
© 2010 Luftschacht Verlag, Wien.