Horst wendet den Kopf in meine Richtung. Seine Augen verengen sich. "Glaub mir, ich bin nicht der Einzige, dem sowas passiert. Die Weiber halten zusammen, wenn es darum geht, uns Männern eins auszuwischen." Horsts verächtlicher Unterton ist mir nicht entgangen. "Wenn es um gewalttätige Partner geht, habe ich vollstes Verständnis dafür, dass die Schwächeren geschützt werden. Aber bei einem wie mir, der nichts will, außer sein Kind regelmäßig sehen, braucht es etwas anderes. Oder nicht?"
"Ich finde auch, dass es gerade bei den so genannten normalen Scheidungen nicht immer fair zugeht", ergreift Thomas Partei für Horst. "Es ist eigentlich gar nicht so schlecht, wenn sich jetzt endlich einmal etwas tut."
"Dann muss sich auch die Situation für die Alleinerzieherinnen verbessern. Die haben nicht nur Verantwortung für die Kinder, sondern sind auch am Arbeitsmarkt benachteiligt und viele von ihnen kommen noch dazu geldmäßig kaum über die Runden", protestiere ich.
"Ganz schön emotional aufgeladen, dieses Thema." Yasemins Kommentar bremst die aufgeheizte Debatte. "Wollten wir nicht über Besuchscafés reden?"
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© 2010 Milena Verlag, Wien.