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Leopold Federmair: Buenos Aires, Wort und Fleisch.

Zwölf Essays.
Mit einer Fotoserie von María Zorzon.
Wien: Klever Verlag, 2010.
240 Seiten; brosch.; Euro 19,90.
ISBN: 978-3-902665-22-5.

Link zur Leseprobe

In den neuen Sachbüchern zum Argentinien-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse 2010 war vor allem die aktuelle Darstellung des Landes zu kurz gekommen. Nicht so im engagierten und klugen Essayband Buenos Aires, Wort und Fleisch des Argentinienkenners Leopold Federmair, der sich abseits publikumswirksamer Landesklischees positioniert.

Denn dem 1957 geborenen Oberösterreicher, der heute in Hiroshima lebt, gelingt es, Einsichten in Land, Menschen und Kultur des gegenwärtigen und vergangenen Argentinien zu geben.

Hervorzuheben sind nicht nur die Begegnungen des Autors mit der Intelligenzia des Landes, mit Schriftstellern wie Alan Pauls, César Aira oder Ricardo Piglia, als dessen deutscher Übersetzer Federmair wirkt, sondern auch seine Betrachtung der buenosairischen Subkultur. Von Piglia selbst, der mit seinem Roman Die abwesende Stadt (1992), "eine Maschine von kleineren Erzählungen", von microrelatos, entwarf, wurde Federmair dazu angehalten, einen Blick auf die Mikrogesellschaften des Landes zu werfen: "Eine Unmenge von Orten, Gruppen, Personen, Strukturen, die abseits der offiziellen Institutionen – in den Zwischenräumen, sagt Piglia – existieren und oft seit vielen Jahren, oft auch nur kurzfristig tätig sind."

In diesen Differenzbereichen findet Federmair etwa die dilettantisch veranstalteten, aber charmanten Festivalitos, in denen sich die künstlerisch ambitionierte Underground-Szene trifft, oder den sozial engagierten Verlag Eloisa Cartonera, "ein Stück verwirklichter, alltäglicher Utopie", der sein Material von den cartoneros, den argentinischen Kartonsammlern, bezieht. Für Federmair zeigen diese Zwischenwelten abseits des Mainstreams "zahllose transversale Verbindungen, überraschende Öffnungen, ein Ganzes, das fortwährend in Veränderung begriffen ist und sich deshalb niemals umgrenzen lässt".

Die Form, die der Autor gewählt hat, kommt seinen Abhandlungen sehr zugute, denn durch ihre Offenheit, durch die Variation von philosophischen Überlegungen und subjektiven Erlebnisschilderungen entziehen sie sich jeder einseitigen Betrachtung. Das Ergebnis sind 12 anspruchsvolle Essays über Buenos Aires im Speziellen und Argentinien im Allgemeinen; über den Tango, eine Droge, die auch bei Federmair zur Abhängigkeit geführt hat; über die extreme Fleischkultur der Argentinier, mit einem kulturgeschichtlichen Exkurs zu den Gauchos, oder über die Geschichte des Kardiologen René Favaloro, einem Humanisten, der sich wegen der hohen Verschuldung seiner medizinischen Stiftung im Jahr 2000 das Leben nahm – ein Tod, den der Autor als "Sinnbild der Krise", die Argentinien zur Jahrtausendwende durchlebte, darzustellen weiß.

Federmairs Assoziationsfreude gemahnt selbst an die lateinamerikanische Geschwätzigkeit und schafft es dadurch umso mehr, ein feines und leidenschaftliches Gefühl für das "Land der Sonne", mit all seinen bekannten und weniger bekannten Seiten zu erzeugen. Buenos Aires, Wort und Fleisch konzentriert sich auf "die Einzelheiten, die flüchtigen Gesichter, die Rücken", die erst zusammengenommen eine umfassende Intensität zu erzeugen vermögen.

Julia Zarbach
10. Jänner 2001

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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