Ich half ihm, die Staffelei am Fuß des Hügels so im Boden zu verankern, dass sie trotz der heftigen Windböen nicht umstürzte.
"Und was male ich jetzt?" fragte D. In seinen Augen blitzte es, und ich merkte, dass es ihm gefiel, sich meinem Willen unterzuordnen.
"Na, mich!" sagte ich herrisch.
"Schön."
Er schickte sich an, mit dem Entwurf zu beginnen.
"Nein, nicht so!" unterbrach ich ihn. "Warte noch."
Dann stapfte ich den Hügel hinauf. Der Wind in meinem Rücken beflügelte mich, und von ihm angeschoben stieg ich atemlos über die stumpfgelben Grasbüschel, die mir in meiner Hitze wie die zerzausten Blondschöpfe wilder Kobolde erschienen, die sich vergeblich in der Erde kauernd zu verstecken versuchten und mich gleich laut schreiend und mit kleinen spitzen Zähnchen grinsend umzingeln würden. Ich strich mir über die Stirn, um diesen grotesken Gedanken zu vertreiben. Doch auch dann noch vermeinte ich ein schneidendes Sirren zu hören – die Kobolde hielten still, doch ihre Schreie erfüllten die Luft. Als ich auf einer kleinen Anhöhe angekommen war, drehte ich mich um. D. schaute gespannt zu mir empor. Der Wind schlug mir nun voll ins Gesicht und ich kniff die Augen, aus denen schon erste Tränen rannen, zusammen. Dann knöpfte ich langsam meinen Mantel auf. Kaum war ich beim letzten Knopf angelangt, riss der Wind die beiden Hälften auseinander. Und nun stand ich da, nackt bis auf die Stiefel, mit den flatternden Mantelschößen und der flammenden Fackel meiner Haare im Sturm. Ich breitete die Arme aus. Ich brauchte nicht nach D. zu sehen. Ich wusste, er hatte schon zu malen begonnen.
(S. 210f.)
© 2011 Edition Laurin, Innsbruck.