Er stolperte und fiel, rappelte sich wieder hoch, rannte weiter. Er kämpfte sich durchs dichte Unterholz. Zweige peitschten ihm ins Gesicht, eine Dornenranke riss eine tiefe Wunde in seinen Unterarm. Immer wieder rutschte er auf dem glitschigen Boden aus, der mit Schichten braunen Laubes bedeckt war, zwang sich auf den Beinen zu bleiben, weiterzulaufen. Er rang nach Luft. Seitenstechen bohrte sich wie Messer in seinen Körper. Er wusste, dass er seinen Verfolgern kaum entkommen würde. Wie lange mochten sie ihn bereits durch den Urwald hetzen? Niedersetzen, ausruhen, schlafen – seine sehnlichsten Wünsche blieben unerfüllbar. Sie waren ihm dicht auf den Fersen. Solange er noch den Funken einer Überlebenschance hatte, würde er sie wahrnehmen. Doch wohin sollte er fliehen? Sein Orientierungssinn hatte ihn längst im Stich gelassen. Nichts in diesem Dickicht konnte ihn leiten. Alles sah gleich aus. Die Geräusche waren ihm fremd, bis auf den eigenen Herzschlag, der in seinen Ohren dröhnte. Der feuchte Dunst raubte ihm die Luft zum Atmen. Sein Körper war schweißüberströmt.
In unmittelbarer Nähe hörte er Holz brechen. Seine Verfolger waren näher gekommen. Verdammt! Sein Zögern hatte wertvolle Sekunden gekostet.
Ein harter Schlag traf ihn am Kopf. Spiel verloren, war sein letzter Gedanke. Dann wurde es rundherum dunkel.
Er erwachte gefesselt auf einem Tisch. Die nackten, weißen Wände und die kahlen Stahlschränke waren in künstliches Licht getaucht.
José Sánchez Porras war nicht allein im Raum. Die Handlanger seines Todfeindes leisteten ihm Gesellschaft. Er schickte ein Gebet zum Himmel.
© 2010 Echomedia Verlag, Wien.