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Leseprobe: Florian Neuner - Satzteillager

da das ein wetter zum arbeiten ist
da das ein wetter zum schlafen ist
da das ein wetter zum saufen ist
da ich in basel verabsäumt habe, mir die ausstellung venedig. Von canaletto & turner bis monet anzusehen
da die zeit zu knapp war
da ich mich nicht aufraffen konnte, nach riehen hinauszufahren & lieber in antiquariaten gestöbert habe
da das wohl eine von diesen kulinarischen ausstellungen ist, die wenig erkenntnis bringen, aber doch freude machen
da ich in vicenza ein merkwürdiges bild von canaletto gesehen habe, auf dem er die rialto-gegend nicht so zeigt, wie sie ist, sondern wie sie seiner meinung nach aussehen sollte – mit einer brücke & palazzi von palladio
da kunst mit einfachen mitteln starke gegenentwürfe liefern kann
da ich in einem fiktionalen text behaupten kann, was ich will
da diese begründungen nicht überzeugen können
da doch alles auf willkürlichen vorentscheidungen beruht
da doch alles auch ganz anders sein könnte
da man das aber immer nur sagen kann relativ zu einem satz, zu einer behauptung
da ich mich zu behaupten versuche
da es manchmal spaß macht, behauptungen aufzustellen
da es manchmal spaß macht, alles wieder umzuwerfen
da man das schreiben als spiel betrachten kann
da das eine abgeschmackte formulierung ist
da es um geschmack nicht gehen kann
da geschmacksfragen aber schwer auszublenden sind
da ich es z.b. nicht aushalten kann, wie manche philosophen schreiben, ohne deshalb ihre theorie grundsätzlich anzweifeln zu wollen – obwohl
da ich z.b. nicht aushalte, wie heidegger schreibt
da ich vielleicht einmal ernesto laclau lesen sollte, wie auch die kommunistische tageszeitung hier vorschlägt
da alexander kluge an marx mehr als dichter denn als ökonom interessiert ist
da es so sicher auch nicht geht
da alexander kluge sagt, daß marx der „dichter unserer krise“ sei
da wahrscheinlich weniger ein dichter als vielmehr eine noch weiter verschärfte krise das ist, was wir brauchen
da sehr unklar ist, wen dieses 'wir' treffen kann, ein- bzw. ausschließt
da ich nichts ausschließen will
da ich mich theoretisch nicht zu weit aus dem fenster lehnen will
da es reichen muß, wenn ich mich ästhetisch aus dem fenster lehne
da ich kein talent zur wissenschaft habe & auch keine geduld
da mir die attitüden & diskursgepflogenheiten der geisteswissenschaftler lächerlich vorkommen
da mich ihre fragen & themen meist auch gar nicht interessieren
da man sich nicht für alles interessieren kann
da ich es mir zu einfach mache
da es dringlichere fragen gibt
da man das immer sagen kann
da sich doch die frage stellt, wer wie darauf vorbereitet sein wird, wenn hier alles zusammenbricht
da ich nicht sagen möchte, ich ich wäre darauf vorbereitet
da gespräche darüber immer wieder im sand verlaufen
da auch andere gespräche häufig im sand verlaufen
da man sich nicht in falscher sicherheit wiegen sollte
da ich mich gestern abend dazu entschlossen hatte, das haus nicht mehr zu verlassen & mit einem glas rotwein am schreibtisch zu sitzen

(S. 94-96)

© 2011 Klever Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

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