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Neue Wege gehen

WOLFSKÜSSE - MEIN LEBEN UNTER WÖLFEN

Elli H. Radinger
Roman / Biografie

Rütten & Loening

Fester Einband, 224 Seiten
ISBN: 978-335200820-7

Sep. 2011, 19.99 EUR

Meine erste Begegnung mit einem Wolf und der „Kuss“ von ihm symbolisieren den Beginn meines neuen Lebens. Darum habe ich das erste Kapitel auch „Wachgeküsst“ genannt. Dornröschen wird von ihrem Prinzen wachgeküsst. Mein „Prinz“ war ein Wolf.
Ich bin Sternzeichen Fisch und handele oft aus dem Bauch heraus und nach meinen Gefühlen. Ich gebe nicht schnell auf, aber wenn eine Situation für mich unerträglich wird, dann zögere ich auch nicht, mich umzudrehen und die Tür hinter mir zuzumachen. So ging es mir, als ich in meinem Anwaltsberuf unglücklich war. Es brodelte schon lange in mir. Da hörte ich in einer Frankfurter Straßenbahn auf dem Weg zum Gericht ein Gespräch zwischen zwei jungen Menschen. Ein Mann erzählte einer Frau, dass er jetzt endlich den Beamtenstatus erreicht habe. Nun sei er unkündbar und dürfe bis zur Pension in seinem Beruf bleiben. Er war so glücklich darüber, vielleicht die nächsten dreißig bis vierzig Jahre in seiner Beamtenstube zu sitzen. Ich beneidete ihn tatsächlich und fragte mich, ob ich als Anwältin auch die nächsten dreißig Jahre glücklich sein könnte? Nein, wenn es so lief wie bisher, dann ganz sicher nicht. Etwas passierte mit mir, als ich dem jungen Mann zuhörte. Mein Traum von einem Leben in der Natur und mit Wölfen, den ich viele Jahre in die hinterste Ecke meines Herzens geschoben hatte, begann sich wieder zu regen.
Ich hatte keine Ahnung, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sich mein altes Leben buchstäblich mit einem lauten Knall verabschieden und mich mein „Prinz“ wachküssen würde …



Mein Blick fiel auf einen Spruch, der über meinem Schreibtisch hing: Der Preis der Freiheit ist der Verzicht auf die Bequemlichkeit. War das das Omen, auf das ich gewartet hatte?
Innerhalb von vier Wochen gab ich alles auf, was mein bisheriges Leben ausgemacht hatte, zum völligen Unverständnis meiner Familie und Freunde.
»Bist du wahnsinnig? Wovon willst du denn leben? Du könntest doch als Anwältin Erfolg haben und viel Geld verdienen.«
Ich antwortete nicht. Was sollte ich auch sagen? Sie hatten ja recht. Aber es kümmerte mich nicht mehr. Ich hatte alle Brücken abgebrochen und wollte nicht mehr in mein altes Leben zurück. Stattdessen kehrte ich zurück in den Schoß meiner elterlichen Familie. In ihrem kleinen Einfamilienhaus stand eine Einliegerwohnung leer. Die zwei Zimmer richtete ich mir mit den wenigen Möbeln ein, die ich aus der Mietwohnung mitgenommen hatte. Ich strich sie bunt an, hängte ein paar Poster auf und freute mich an meiner kleinen »Künstlerwohnung«. Mein ehemaliger Arbeitgeber bei der Lufthansa nahm mich sofort auf und gab mir meinen alten Job als Stewardess wieder.
In der Sommersaison arbeitete ich durchgehend und nutzte die Freitickets, um in der restlichen Zeit des Jahres auf eigene Faust durch Nordamerika zu reisen. Ich mietete einen kleinen Camper und erkundete Amerika und Kanada, blieb, wo es mir gefiel, und schrieb Artikel für deutsche Reisemagazine.
Besonders angetan hatten es mir die einsamen Gegenden Nordamerikas. Wochenlang hielt ich mich in den abgelegensten Gebieten von Arizona, Alaska und den Rocky Mountains auf. Das war meine Welt, in der ich mich zu Hause fühlte.
Bei einer dieser Reisen in den Südwesten der USA traf ich auch meine ersten »wilden Hunde« – Kojoten. Wenn ich mit dem Camper in den einsamen Wüstengebieten übernachtete, konnte ich sicher sein, sie als vierbeinige Begleiter in meiner Nähe zu haben. Nachts sangen sie mich mit ihrem melodischen Heulen in den Schlaf. Für mich war das die schönste Nachtmusik.
Kojoten haben schon immer eine führende Rolle in den Sagen und Märchen der Indianer gespielt. Die Wüstenstämme nennen sie »Gotteshunde«, »Trickster« oder »Präriewölfe« und schreiben ihnen übernatürliche Fähigkeiten zu. Ich bewunderte besonders ihre unglaubliche Kunst, sich jeder Situation anzupassen und das Beste daraus zu machen.
Ich beobachtete sie oft stundenlang. Manchmal tauchten sie wie Geister auf und liefen an mir vorbei, mit der Nase einer Spur folgend. Sie schienen mich absichtlich zu ignorieren. Aber ab und zu schaute mich einer der kleinen Gesellen direkt an. Ich spürte seinen Blick, noch bevor ich zu ihm hinsah. Sie störten sich nicht an mir, sondern schienen mir sogar zu vertrauen und zu erlauben, an ihrem Leben teilzunehmen. Das berührte mich sehr. Irgendwie fühlte ich mich ihnen nah, seelenverwandt.
Die Tage und Nächte in der Einsamkeit, die intensive Verbundenheit mit der Natur, die Begegnungen mit den Tieren – das ließ mich nicht mehr los. Ich wollte mehr erfahren über die Lebensweise der Kojoten und ihrer großen Verwandten, der Wölfe. Denn Wölfe hatten mich schon als Kind fasziniert. Ich war mit einem Schäferhund großgeworden, dem Tier, das äußerlich dem Wolf am nächsten ist. Statt mit anderen Kindern hatte ich nur mit ihm gespielt. Meine Eltern fanden mich oft in seiner Hütte, wo ich, eng an ihn gekuschelt, schlief. Er gab mir Sicherheit. Wie alle Kinder las auch ich »Rotkäppchen«. Aber mein Mitgefühl galt stets dem armen Wolf mit den schweren Wackersteinen im Bauch.
Jetzt, in meiner neuen Unabhängigkeit, hatte ich endlich die Chance, mich intensiver mit diesen Tieren zu beschäftigen. Ich verschlang jedes Buch über sie, dessen ich habhaft werden konnte. Und ich suchte eine Gelegenheit, sie näher kennenzulernen.
Aus amerikanischen Wissenschaftszeitungen schrieb ich die Anschriften von Zoos und Wolfsgehegen heraus, in der Hoffnung, dort ein Praktikum in Verhaltensforschung machen zu dürfen.
Dann – eines Tages – bekam ich endlich Antwort. Der renommierte Wolfsforscher Dr. Erich Klinghammer antwortete mir aus seinem Forschungsinstitut »Wolf Park« in Indiana. Und es wurde noch besser: Klinghammer war auf dem Weg nach Kassel, wo seine deutsche Mutter lebte, und wollte mich kennenlernen. Wir vereinbarten ein Treffen im Restaurant des Hauptbahnhofs.
Meine erste Begegnung mit dem »Wolfsmann« beeindruckte mich tief.
»Sie werden mich schon erkennen«, hatte er am Telefon gesagt, als ich fragte, wie und wo wir uns treffen wollten. Und tatsächlich war er nicht zu übersehen. Da kam ein stattlicher Mann mit grauen Locken und grauem Bart auf mich zu. Auf seinem Sweatshirt heulte ein Wolf.
Stundenlang saßen wir im Bahnhofsrestaurant zwischen an-und abreisenden Zuggästen und unterhielten uns. Die Eile der Menschen um mich herum gar nicht wahrnehmend, tauchte ich ein in eine andere Welt. Fasziniert hörte ich diesem imposanten Wissenschaftler zu. Stellte Fragen und bekam Antworten. In Gedanken sah ich mich schon in seinem Wolf Park.
»Stopp!«, sagte er und holte mich wieder zurück an den abgenutzten Tisch, auf dem die Becher mit dem kalt gewordenen Kaffee standen. »Die Entscheidung, ob du einen Praktikumsplatz in Wolf Park bekommen wirst, treffe leider nicht ich«, lächelte er rätselhaft.
In meinem Kopf türmten sich unendliche bürokratische Hürden auf.
»Wie soll ich am besten vorgehen? An wen muss ich mich zuerst wenden?«, fragte ich verunsichert.
»Wende dich an die Wölfe. Sie müssen dich akzeptieren.«

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