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1:0 für Thomas Raab – Sein Kriminalroman „Der Metzger sieht rot“

Raab hält mit seinem Fußball-Krimi Anschluss an die erste Krimiliga

Von: JÖRG VON BILAVSKY - © Die Berliner Literaturkritik, 02.07.08

 

Thomas Raab hat es geschafft. Sein Erstlings-Erfolg „Der Metzger muss nachsitzen“ war kein Zufallstreffer. Raab spielt nun definitiv in der ersten Liga der österreichischen Krimiautoren. Diese Einschränkung sei erlaubt, schließlich stellen die austriakischen Autoren auf internationaler Ebene bereits eine Liga für sich dar. Wie wir seit Haas, Wieninger und Steinfest längst wissen. Und damit wissen wir auch schon, dass sich in seinem zweiten Kriminalroman nur auf den ersten Blick alles um Fußball dreht. Auf den zweiten dreht sich natürlich wieder alles um Willibald Adrian Metzger, den übergewichtigen 44-jährigen Restaurator mit dem „sechsten Sinn“. Der nebenberuflich als „tapsbäriger neugieriger Schnüffler“ unterwegs ist und hinter die Kulissen des mörderischen und korrupten Fußballgeschäfts schauen darf.

Doch um lebensgefährliche Einblicke dieser Art hat er sich wie bei seinem „ersten Fall“ nicht gerissen. Er wurde wieder mal mehr oder weniger zufällig in den Fall hineingezogen. Und zwar als er nur seiner kroatischen Freundin Danjela zuliebe ein Match des lokalen Spitzenvereins Kickers Saurias besucht, in dem gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit zuallererst der afrikanische Ersatzkeeper für immer zu Boden geht. Aber nicht wegen tödlicher Erschöpfung. Doch nicht nur der bessere, bei den rechtsradikalen Fans unbeliebte Torwart wird niedergestreckt. Nein! Auch Metzgers Liebste, die der wahren Todesursache nachspürt, wird Opfer eines brutalen Anschlags, der sie ins Koma und Metzger in heftige Unruhe versetzt. Was freilich nicht bedeutet, dass sich das gemütvolle „Gewohnheitstier“ in Windeseile an die Aufklärung dieser Gewalttaten macht.

Wie es Metzgers Art ist, kommt nur kommod eins zum andern, auch wenn sein Gefühlsleben wegen unerwartet erotischer oder gewaltsamer Zusammenstöße immer wieder in Wallung gerät. Ein verdächtiger, aber unauffälliger Hinweis führt also zum nächsten, bis sich herausstellt, dass weder Fremdenhass, Eifersucht oder Rache zu den eigentlichen Tatmotiven zählen. Auch wenn nach dem schlichten Verstand seines Freundes und Kommissars Pospischill und den falsch ausgelegten Fährten der wahren Mörder alles danach ausschaut. Doch bis Metzger eher zufällig und dann ohne Beweise bis zum Drahtzieher des Verbrechens vordringt, wird dem Leser mit allerlei Gedanken zur „Heimtücke des Vertrauens“ oder zur verklemmten Fahrweise verliebter Jungpolizisten die Zeit vertrieben.

Die Ungeduldigen und Spannungssüchtigen unter den Lesern möchten Metzger am liebsten zurufen: „Komm’ endlich zur Sache!“. Aber die Sache ist Metzger, um dessen Charakter, Gedanken, Erlebnisse und Erfahrungen sein Schöpfer Raab denkwürdige Aphorismen à la „Je freier der Mensch, desto größer die Bereitwilligkeit zur Gefangenschaft“ rankt. Oder mit Passagen wie „Nur sind halt Gefühle als Beweismittel so unbrauchbar wie ein Hula-Hoop-Reifen zum Fischefangen, wie eine Springschnur auf dem Mond“ zu ebenso witzigen wie einleuchtenden Vergleichen anhebt. Und dass es im Profifußball oft nicht mit rechten Dingen zugeht, braucht uns Raab nicht mehr zu sagen. Aber wie es im „Metzger-Gemüt“ ausschaut, das möchten wir auch zukünftig von Raab wissen.

Auch wenn seine Schreibe immer mal an die Diktion von Wolf Haas und seine Vorliebe für absurde Metaphern und anregende Alltagsweisheiten an Steinfest erinnern, Raab hat seinen eigenen Stil, eine eigensinnige Figur und eine eigene Weltsicht gefunden. Und das ist gut so!

Literaturangaben:
RAAB, THOMAS: Der Metzger sieht rot. Kriminalroman. Leykam Buchverlag, Graz 2008. 320 S. 19,40 €.

Verlag

Jörg von Bilavsky arbeitet als Journalist und Buchkritiker in Berlin


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