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100 Jahre Villa Massimo in Rom

Die Idylle der Deutschen Akademie Rom

© Die Berliner Literaturkritik, 31.05.10

Von Hanns-Jochen Kaffsack

ROM (BLK) - Der Kies knirscht unter den Füßen, wenn der Besucher vorbei an antiken Skulpturen, Zypressen und Pinien der Villa mit der elegant gestreckten Fassade zustrebt. In dem weitläufigen Park, einst vor den Toren Roms gelegen, fällt ihm dabei vielleicht auch noch der abseits gelegene modernere Ateliertrakt auf. Was die adelige Familie Massimo hier als Park hinterlassen hat, ist nicht nur ein idyllischer Ort der Ruhe in der so lauten und hektischen Tiber-Metropole. Es ist ein deutsches Arkadien, in dem künstlerisch gearbeitet wird: Sitz der Deutschen Akademie Rom, Wirkungsstätte begabter deutscher Künstler, beliebtes Vorzeigestück deutscher schöpferischer Vielfalt. Und dieses Juwel der Kulturnation Deutschland feiert nun seinen 100. Geburtstag.

Was läge näher, als diesen „Centenario“ der Villa Massimo zusammen mit dem traditionellen Sommerfest der Akademie zu feiern. Also wartet Direktor Joachim Blüher, seit 2003 im Amt, an diesem Donnerstag (3.6.) auf Tausende von Gästen, überwiegend kulturinteressierte Italiener. Denn die Villa ist eine Institution in dem an Highlights nicht armen Rom, bietet Gelegenheit zum gehobenen Small Talk und zeigt vor, was sich in der deutschen Kunst gerade so tut. Die Franzosen prunken mit ihrer Villa Medici, die näher am historischen Zentrum liegt, die Deutschen mit ihrer Villa Massimo. Also wird auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Jubiläum anreisen. Fördert er doch den „unverzichtbaren Freiraum künstlerischen Schaffens“ mit zwei Millionen Euro jährlich.

Jeweils zehn deutsche Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik (Komposition) können sich jedes Jahr frei von finanziellem Druck in Rom fortentwickeln. Das ist genau der „Freiraum“, den der Minister meint. Sie müssen zwar schon Erfolge gehabt haben, laut dem Akademie-Statut jedoch „noch offen in ihrer künstlerischen Entwicklung sein“. Also sind die Stipendiaten so um die 40 Jahre alt, wenn sie ihr „Massimo-Jahr“ beginnen. Dieses macht Rückzug und künstlerische Bilanz möglich, während die Stipendiaten in großzügigen Wohnateliers leben und sich in ihren römischen Tagen von den Kulturzeugnissen der Ewigen Stadt inspirieren lassen können.

„Wir geben 400.000 Euro im Jahr für Stipendien aus und sind da eher wie ein ausgesuchtes Feinkostgeschäft“, erzählt Blüher. Die Villa arbeite ansonsten billig und effektiv – „der Aldi unter den Akademien.“ Das meint den Unterhalt, Gehälter und Veranstaltungen.

„Deutschland bordet über an Kreativität, das muss sich auch zeigen, und die Villa Massimo steht dabei für Exzellenz“, hält der 56-jährige Blüher nicht hinter dem Berg. Stolz und voller Freude sieht er, wie ein zunehmend junges und neugieriges Publikum kommt, wegen seiner Ausstellungen, der elektronischen Musik oder etwa auch wegen der Choreographin Sasha Waltz. Das mit dem Beginn von Blühers Ägide im Mai 2003 wiedereröffnete Haus stellt seit mehreren Jahren auch in Berlin vor, was die Stipendiaten so geleistet haben: „Was wir sind, wie wir sind und was wir tun.“ Also ein Schaufenster deutscher Kultur. Dazu kann auch ein Bäcker gehören, der den römischen Kollegen mal vorknetet, was Deutsche hier vermissen - ein richtig gutes Brot.

Die Villa Massimo mit ihrer überaus wechselhaften Geschichte steht dabei auch für privates Kulturengagement. Mehr als ein Jahrhundert lang wurde nichts aus der Idee, für deutsche Künstler in Rom ein Haus zu errichten. Der preußische Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold fand dann das geeignete, wenn auch stark verwahrloste Gelände: Satte 36.000 Quadratmeter, auf denen man eine Reihe von zehn großen und recht komfortablen Wohnateliers sowie ein Haus mit Gastateliers und Ausstellungssaal bauen konnte. All dieses vermachte der jüdische Förderer dem preußischen Staat, zusammen mit einem beachtlichen Stiftungskapital von 680.000 Reichsmark. Doch im Zuge der beiden Weltkriege wurde die Villa Massimo zweimal beschlagnahmt. Sie kam dann erst im Jahr 1956 an den heutigen Besitzer, die Bundesrepublik.

Wenn Joachim Blüher die etwa 30 Veranstaltungen jährlich plant, die Ausstellungen und das Sommerfest mit der „Große Atelierstraße“ genannten Präsentation, dann verlässt er sich auf sein „äußerst motiviertes, junges Mitarbeiterpersonal“. So kann die Akademie, die eine kleine Dependance in dem mittelalterlichen Bergstädtchen Olevano Romano östlich von Rom hat, ihren Kulturauftrag immer neu erfüllen.

Weblink:

Villa Massimo

BLK-Notizblock

Villa Massimo, Largo di Villa Massimo, 00161 Rom, Italien


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