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„1968“ – Eine vielstimmige Dokumentation der Revolte

Presseschau vom 2. Januar 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 02.01.08

 

BERLIN (BLK) – Hans Kramers „Kritik der Hermeneutik“ sei längst überfällig gewesen, lobt die „NZZ“. In „1968“, herausgegeben von Daniel Cohn-Bendit und Rüdiger Dammann, kommen 9 Autoren über die damalige Revolte zu Wort. Außerdem in der Presseschau: Biographien über Leo Perutz und Amin al Husseini.

„Frankfurter Rundschau“

Daniel Cohn-Bendit und Rüdiger Dammann haben mit „1968“ ein Buch herausgegeben, das sich auf die Suche nach den „politisch- sozialpsychologischen Motiven“ der 68er Revolte mache. Verschiedene Autoren wie Wolfgang Schmidbauer, Helke Sander oder Ulrike Edschmid haben unterschiedliche Thematiken der Zeit bearbeitet. „1968“ wecke insofern falsche Erwartungen, als dass es sich Umbrüche in der Musik, der Literatur und der Kunst nicht annehme, meint die „Frankfurter Rundschau“. Der Grundton der Aufsätze in „1968“ sei positiv. Das liege vor allem an der Herausgeberschaft von Cohn-Bendit und Dammann, schreibt die „Frankfurter Rundschau“.

„Neue Zürcher Zeitung“

Dem Germanisten Hans-Harald Müller gelänge es in seiner Biographie „Leo Perutz“ trotz „desolater Quellenlage“ ein durchaus „plastisches Porträt“ des Schriftstellers zu entwerfen, lobt die „NZZ“. Perutz (1882-1957) gälte gegen Ende seines Lebens als „forgotten writer“, obwohl namhafte Autoren wie Theodor W. Adorno, Walter Benjamin und Kurt Tucholsky zu seinen Bewunderern zählten. Der 1957 verstorbene Autor hätte vor allem mit „raffiniert konstruierten Psychothrillern“ ein „Millionenpublikum“ erreicht. Neu herausgegeben wird auch der Roman „St. Petri-Schnee“ von Leo Perutz mit einem Nachwort des Biographen.

Der Tübinger Philosoph Hans Krämer habe mit „Kritik der Hermeneutik“ ein „eindrucksvolles Buch“ vorgelegt, schreibt die „NZZ“. Er kritisiere darin die Grundannahmen der Hermeneutik, welche auf „tönernen Füssen“ stünden. Erstaunlich sei, dass die hermeneutische Methode bis heute „ungeschoren überlebt“ habe. Krämer sehe das Hauptproblem in der Unterstellung der Hermeneutik, dass der Mensch die Welt anders erkenne als sie tatsächlich sei. Somit gehe eine objektive Gültigkeit verloren. Rezensent Ludger Heidbrink spricht ihm abschließend „klare Vorteile“ von „faktischer Überprüfbarkeit“ gegenüber „hermeneutischen Vorurteilen“ zu.

„Der Tagesspiegel“

Eine erste umfassende Biographie von Amin al Husseini lege der Politikwissenschaftler Klaus Gensicke vor, schreibt der „Tagesspiegel“. Al Husseini sei seit 30 Jahren eine der „bekanntesten und umstrittensten Figuren“ der arabischen Welt, besonders aufgrund seines „eliminatorischen Antisemitismuses“. Der Biograph zeige sehr detailliert wie al Husseini die Machtzentren der Politik durchschaute und alle „relevanten Akteure gegeneinander ausspielte“. Wer glaube, die Gewalt unter den Palästinensern sei ein „historisches Novum“ werde durch Gensickes Buch eines Besseren belehrt, kommentiert der „Tagesspiegel“. (wag/wip)

Literaturangaben:
COHN-BENDIT, DANIEL / DAMMANN, RÜDIGER (Hrsg.) : 1968. Die Revolte. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2007. 368 S., 14,90 €.
GENSICKE, KLAUS: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten. Eine politische Biographie Amin el-Husseinis. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007. 247 S., 49,90 € .
KRÄMER, HANS: Kritik der Hermeneutik. Interpretationsphilosophie und Realismus. C. H. Beck, München 2007. 253 S., 24,90 €.
MÜLLER, HANS-HARALD: Leo Perutz. Zsolnay-Verlag, Wien 2007. 408 S., 24,90 €.
PERUTZ, LEO: St. Petri-Schnee. Roman. Mit einem Nachwort herausgegeben von Hans-Harald Müller. Zsolnay Verlag, Wien 2007. 208 S., 19,90 €.

Rezensionen im Original

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