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200 Jahre Käthchen in Heilbronn

Erst nach Kleists frühem Tod wurde das Stück häufig gespielt

© Die Berliner Literaturkritik, 17.03.10

Von Johannes Wagemann

Eine uneheliche Kaisertocher und ein Ritter, dem sie verfällt. Das ist echter Bühnenstoff, und Heinrich von Kleist (1777-1811) hatte vor 200 Jahren den richtigen Riecher. Mit seinem „Käthchen von Heilbronn“ traf er den Nerv vieler Zeitgenossen und hatte endlich den langersehnten Erfolg, auch wenn die Uraufführung am 17. März 1810 in Wien nach Aussagen von Augenzeugen „gemischte Reaktionen“ hervorrief. Häufig gespielt wurde das Stück erst nach Kleists frühem Tod.

Das Ritterstück spielt eigentlich kaum in Heilbronn: „Es werden lediglich zwei, allerdings wichtige Begebenheiten erzählt, die sich dort abgespielt haben“, sagt der Innsbrucker Germanist und Herausgeber der Kleist-Werke, Klaus Müller-Salget. Die erste reale Begegnung zwischen Käthchen und dem Ritter sowie das Zusammentreffen vom Kaiser und Käthchens Mutter. „Da sich keinerlei Quelle oder gar Ortssage hat finden lassen, kann man annehmen, dass es Kleist um den Wortsinn des Ortsnamens gegangen ist: Bronn oder Born für Quelle und den Brunnen des Heils. Als Ort ist Heilbronn wohl austauschbar“, sagt Müller-Salget.

Dass die Stadt heute mit dem Stück wirbt, würde Kleist nicht stören. „Es ging Kleist wohl darum, endlich einmal Erfolg zu haben, und zwar im Zuge der auf Goethes ‚Götz von Berlichingen’ folgenden Ritterschauspiel-Mode“, sagt der Kleist-Experte. Doch der Dichter habe sich über dieses Genre auch lustig gemacht, indem er etwa Klischees ins Stück eingebaut habe – wie ein Muttermal, an dem der Ritter Käthchen erkennt, weil er es im Traum gesehen hatte.

Kleist habe aber auch naturwissenschaftliche Erkenntnisse in sein Stück eingebaut – so sein Interesse am Somnambulismus (Schlafwandeln), das er in der Figur Käthchens verarbeitet habe. Die Stoffe des Dichters gelten zwar als sperrig – dennoch: „Meines Wissens werden die viel häufiger gespielt als zum Beispiel die von Schiller“, sagt Müller-Salget.

Das eigentliche Jubiläumsjahr für Kleist steht noch aus: 2011 jährt sich der Todestag des Dichters zum 200. Mal. Doch erst einmal bietet 200 Jahre Käthchen vor allem in Heilbronn Anlass zum Feiern. Dort gibt es ein Haus am Marktplatz, das nach dem Erfolg des Stückes zum Käthchenhaus ernannt wurde, und alle zwei Jahre wird ein junges Mädchen zum Käthchen gewählt, um als Botschafterin für Heilbronn zu werben.

 


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