ERLANGEN (BLK) – Mit dem Autorenporträt des für den Deutschen Buchpreis 2011 nominierten Erzählers Peter Kurzeck fand am Abend des 28. Augusts im Markgrafentheater das 31. Erlanger Poetenfest einen unterhaltsamen Abschluss. Im Gespräch mit Verena Auffermann erzählte Kurzeck von seinem auf zwölf Bücher angelegten Projekt „Das alte Jahrhundert“, dessen über tausendseitiger fünfter Band mit dem programmatischen Titel „Vorabend“ im Frühjahr erschienen ist. Peter Kurzeck hatte ihn in mehreren Wochen im Frankfurter Literaturhaus mit wechselnden Schreibkräften vor Publikum in mündlicher Rede diktiert. Weitere 3.500 Seiten – so Kurzecks Schätzung – werden folgen.
In vier Tagen besuchten rund 12.000 Literatur-Interessierte die Lesungen, Gespräche und das Rahmenprogramm. Höhepunkte waren unter anderem die Verleihung des Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung an Elke Erb, die Premiere des neuen Romans „EisTau“ von Ilija Trojanow, das Autorenporträt mit dem diesjährigen Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius und der Auftritt des erst vor wenigen Wochen nach Deutschland geflohenen chinesischen Schriftstellers Liao Yiwu. Im Gespräch mit dem Erlanger Sinologen Thomas Fröhlich kündigte er an, dass sich sein nächstes Buch mit dem Massaker am Tian'anmen-Platz 1989 auseinandersetzen wird. Als Publikumslieblinge erwiesen sich in Erlangen unter anderem Judith Schalansky („Der Hals der Giraffe“), Wilhelm Bartsch („Meckels Messerzüge“), Abbas Khider („Die Orangen des Präsidenten“), Angelika Klüssendorf („Das Mädchen“), Michel Bergmann („Machloikes“) sowie die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap („Engel des Vergessens“). Von den zwanzig für den Deutschen Buchpreis 2011 nominierten Autoren traten auch Alex Capus, Navid Kermani, Sibylle Lewitscharoff, Eugen Ruge und Antje Rávic Strubel in Erlangen auf.
Das 31. Erlanger Poetenfest zeigte die hohe gesellschaftliche und politische Relevanz vieler deutscher Neuerscheinungen. Akzentuiert wurde dies durch Gesprächsrunden und Diskussionsveranstaltungen, beispielsweise zu Fragen der politischen Partizipation oder den aktuellen Entwicklungen im arabischen Raum. In einer kontrovers geführten Diskussion wurde die aktuelle Debatte um den eigenen Hauptsponsor – das Kerntechnik-Unternehmen Areva – öffentlich aufgegriffen und eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken des Kultur-Sponsorings ermöglicht. Als feste Größe im Programm des Erlanger Poetenfests stießen die Aktivitäten für Kinder und Jugendliche - von der Druck-Werkstatt über die Bilderbuch-Lesewiese und Autorenlesungen bis zu interaktiven elektronischen Bilderbüchern – auf große Resonanz.
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Das Erlanger Poetenfest bot wieder einmal die Gelegenheit, die Beschäftigung mit Literatur auf selbstverständliche Weise mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen zu verbinden und in entspannter Atmosphäre etwas tiefer unter die Oberfläche vorzudringen, als dies in anderen Zusammenhängen vielleicht möglich ist. Diese Qualität wollen wir pflegen und ausbauen.
Der Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, Moderatorinnen und Moderatoren, allen Mitwirkenden des 31. Erlanger Poetenfests und natürlich dem besten Literaturpublikum der Welt! Das 32. Erlanger Poetenfest findet 2012 vom 23. bis 26. August statt.