WIEN/SALZBURG (BLK) - Unter dem Motto „Mythos“ feiern die Salzburger Festspiele kommenden August ihr 90-jähriges Bestehen. Das sechswöchige Opern-, Konzert und Schauspielprogramm soll diesmal als eine Art Spurensucher an die Ursprünge und Widersprüche der Geschichte erinnern und zeigen, wie aktuell alte Themen sind. Geplant ist unter anderem eine Uraufführung der Oper „Dionysos“ des deutschen Komponisten Wolfgang Rihm und eine Peter-Stein-Inszenierung von „Ödipus auf Kolonos“ mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle.
“Wie Archäologen wollen wir also diesmal eine Tür öffnen und hinabsteigen, um an die verschränkten Ursprünge, die Widersprüche unserer Geschichte und unserer Zivilisation zu erinnern“, beschrieb der scheidende Intendant Jürgen Flimm das Ansinnen der letzten von ihm verantworteten Festspiele am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz. Flimm wird dann gemeinsam mit dem Dirigenten Daniel Barenboim die Deutsche Staatsoper „Unter den Linden“ leiten. Neuer Salzburg-Chef wird nach einem Jahr mit Markus Hinterhäuser als kommissarischem Leiter ab Oktober 2011 Alexander Pereira. Highlight des Opernprogramms 2010 wird wohl die neue Rihm-Oper werden, die zur Eröffnung am 25. Juli uraufgeführt wird. Grundlage des Werkes unter der Regie von Pierre Audin ist Friedrich Nietzsches Gedichtzyklus „Dionysos-Dithyramben“. Für die Bühne wurde der deutsche Skandal-Künstler Jonathan Meese engagiert, zum Taktstock greift der Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Ingo Metzmacher. Als Hommage an die Festspielgründer Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal wird der Italiener Daniele Gatti deren Gemeinschaftswerk „Elektra“ dirigieren. In der Alban-Berg-Oper um die Männerverführerin „Lulu“ (Sopranistin Patricia Petibon) wird nicht wie ursprünglich geplant Flimm, sondern Vera Nemirova Regie führen.
Im Schauspielprogramm schlägt sich das Thema „Mythos“ außer in der Stein-Inszenierung noch in zwei weiteren Stücken nieder: Der norwegische Autor Jon Fosse adaptiert die Ödipus-Trilogie von Sophokles und führt die drei Klassiker unter dem Titel „Tod in Theben“ beim Young Directors Project zu einem Stück zusammen. Der Intendant des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann, inszeniert Racines „Phädra“ mit Sunnyi Melles in der Titelrolle.
“Den jüngsten „Jedermann“ aller Zeiten“, kündigte Schauspielchef Thomas Oberender nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Mittwoch in Salzburg an. Das Traditionsstück auf dem Domplatz sei gründlich überarbeitet worden. Als neuer „Jedermann“ spielt Nicholas Ofczarek das Leben und Sterben des reichen Mannes, als Buhlschaft wird ihm Birgit Minichmayr zur Seite gestellt. „Dichter zu Gast“ wird der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Claudio Magris, sein.
Rihm ist ebenfalls im Konzertprogramm vertreten: Konzertchef Markus Hinterhäuser hat mit ihm zusammen zehn Konzerte erarbeitet. Außerdem stehen „Brahms-Szenen“ sowie Schwerpunkte mit Chopin und Schumann auf dem umfangreichen Konzertprogramm. (dpa/wer)
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