WIESBADEN (BLK) – „Abwrackprämie“ ist das Wort des Jahres 2009. Monatelang haben die Deutschen in diesem Jahr ihre alten Autos abgestoßen, Geld kassiert und Neuwagen gekauft. Der Ausdruck habe sich über die Maßnahme der Bundesregierung hinaus in der Gesellschaft verbreitet, erläuterte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ihre Wahl. Auf Platz zwei ihrer alljährlichen Liste setzte sie einen Ausdruck aus der Diskussion über Afghanistan: „kriegsähnliche Zustände“. Den dritten Platz bekam das Wort „Schweinegrippe“.
Als „sprachliche Chronik des zu Ende gehenden Jahres“ versteht die Sprachgesellschaft in Wiesbaden ihre Liste von jeweils zehn Begriffen. 2008 war „Finanzkrise“ Wort des Jahres gewesen.
Die Abwrackprämie sei von der Bevölkerung und der Werbung dankbar aufgegriffen worden, sagte der GfdS-Vorsitzende Prof. Rudolf Hoberg am Freitag (18.12.) der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es habe auch Abwrackprämien für Möbel, Waschmaschinen oder Fahrräder gegeben. „Man macht etwas kaputt und bekommt noch Geld dafür“ - darin liege ein Reiz des Wortes. Früher seien Abwrackprämien nur auf Schiffe gezahlt worden. Dann habe die Opposition das Wort aufgegriffen und es spöttisch gegen den amtlichen Begriff „Umweltprämie“ gesetzt.
Kritisch sah Hoberg den Begriff „kriegsähnliche Zustände“ für die Kämpfe der Bundeswehr in Afghanistan. Der Ausdruck, verwendet unter anderem vom neuen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), verharmlose die Realität. „Natürlich führen wir dort Krieg“, sagte der Sprachkritiker.
Die Liste der GfdS erwies sich als sehr aktuell: Der „Weltklimagipfel“ (Platz fünf) drohte am Freitag (18.12.) in Kopenhagen zu scheitern, das umstrittene „Wachstumsbeschleunigungsgesetz<wbr></wbr>“ (Platz neun) wurde vom Bundesrat gebilligt. Auch dies sei eine typische Beschönigung aus der Politikersprache, sagte Hoberg - und außerdem ein typisches deutsches Bandwurmwort.
Besonders freute sich der Linguist über einen kreativen grammatischen Schnitzer: „Deutschland ist Europameisterin“ (Platz sechs) habe ein Sponsor den Erfolg der Frauennationalmannschaft im Fußball überschrieben. „Haste mal 'ne Milliarde?“ (Platz zehn) ist für Hoberg ein ironischer Kommentar zur Finanzkrise, die neue Maßstäbe gesetzt habe: „Wir haben im letzten Jahr erstmals angefangen, in Milliarden zu denken. Millionen sind heute Peanuts.“
Bei der Wort-des-Jahres-Wahl sammelt die GfdS jeweils prägnante Begriffe aus den Medien, die die öffentliche Diskussion bestimmen. In diesem Jahr gingen etwa 350 Vorschläge von Sprachinteressierten ein. In der Jury sitzen der Hauptvorstand und die wissenschaftlichen Mitarbeiter der GfdS. (dpa/olb)