ZÜRICH (BLK) – Seit die Zürcher Museumsgesellschaft im Herbst 1999 begann, in ihren Räumlichkeiten regelmäßig Literaturveranstaltungen durchzuführen, gehört das Literaturhaus zu den wichtigsten kulturellen Begegnungsstätten der Schweiz. Es versteht sich als Schnittstelle zwischen Literaten und der Öffentlichkeit. In jährlich rund einhundert Veranstaltungen aller Couleur bietet es Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit Literatur und anderen Künsten.
Autorenlesungen stehen ebenso im Programm wie Diskussionen, Vorträge, Performances und Symposien, sowie Workshops zu Literatur und Theater, Fotografie, Malerei und Musik. Am 22. Januar ist mit Adolf Muschg einer der renommiertesten Schweizer Schriftsteller der Gegenwart zu Gast im Literaturhaus. Er stellt seinen neuen Roman „Kinderhochzeit“ vor. Neben der Lesung spricht der Autor mit Stefan Zweifel, bekannt als Kritiker des „Literaturclub“ auf SF und 3sat.
Adolf Muschgs neuer Roman „Kinderhochzeit“ entführt den Leser auf eine existentielle Reise, die den Protagonisten, Klaus Marbach, an die Grenzbereiche seiner Persönlichkeit führt, in denen Schuld, Verleugnung und der Hunger nach Erkenntnis Hand in Hand gehen. Zugleich mit den täuschenden Charaktermasken des distanzierten Historikers lösen sich die Scheidelinien zwischen Gut und Böse, das abendländische Denken in scheinbar universalen Moralbegriffen auf.
Die Handlung des Romans spielt im badischen Nieburg, unweit der schweizerischen Grenze. Es hat seine Hauptfigur, den Historiker Marbach, dorthin nach der Trennung von seiner Frau verschlagen, der Juristin Manon de Montmollin, die er in der Arbeit am Bergier-Bericht über die Schweizer Politik im Zweiten Weltkrieg kennengelernt hatte. In Nieburg, Sitz des Bühlerschen Aluminium-Imperiums, ermittelt Marbach allein weiter, auf der Suche nach dem Bösen, der Verstrickung der Kriegsgeneration.
Bald beginnt er sich für die Erbin der Dynastie, die wesentlich ältere Imogen Selber-Weiland, zu interessieren. Zunehmend gerät er in einen Strudel von Schuld und dem Schmerz zerbrochener Liebe, der ihn in die Untiefen seiner Existenz und ins Labyrinth unabschließbarer Geschichte hinabzieht. „Kinderhochzeit“ wird von der journalistischen Kritik gefeiert, der nahe Zürich lebende Muschg in einem Atemzug mit Gottfried Keller genannt. Im Gespräch des vielfach ausgezeichneten Autors mit Literaturkritiker Stefan Zweifel lassen sich dazu interessante Einblicke gewinnen.
Von Mirco Drewes
Literaturangaben:
MUSCHG, ADOLF: Kinderhochzeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008. 580 S., 24,80 €.
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