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Alice Schwarzer wird mit Börne-Preis geehrt

Die Laudatio hielt TV-Entertainer Harald Schmidt

© Die Berliner Literaturkritik, 05.05.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – TV-Entertainer Harald Schmidt hat am Sonntag (4. Mai 2008) Alice Schwarzer den Ludwig-Börne-Preis überreicht. Er bezeichnete die streitbare Journalistin und Schriftstellerin als „Ikone des Feminismus in Deutschland“. Es sei eine von Schwarzers großen Qualitäten, anderen für ihre Herzensangelegenheiten auf die Nerven zu gehen, sagte Schmidt in der Frankfurter Paulskirche in seiner Laudatio. Schmidt durfte in diesem Jahr im Auftrag der Börne-Stiftung allein als Juror über die Preisvergabe entscheiden. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung erinnert an den scharfzüngigen Schriftsteller Ludwig Börne (1786-1837).

Schwarzer kritisierte bei dem Festakt vor mehreren hunderten Zuhörern die zweite deutsche „Girlie-Welle“, die vor allem selbstverliebt sei. „Diese späten Mädchen sind Propagandistinnen eines Wellness-Feminismus“, sagte Schwarzer mit Verweis auf aktuelle Bücher junger Autorinnen wie „Wir Alphamädchen“ und „Neue deutsche Mädchen“. Sie werde sich, auch wenn sie dafür kritisiert werde, weiterhin für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. „Ich bin, mit Verlaub, liebe späte Mädchen, auch nicht abzusetzen“, sagte Schwarzer, die die Frauenzeitschrift „Emma“ gründete und Autorin von 25 Büchern ist.

Schwarzer forderte in ihrer Rede zugleich dazu auf, nicht die Augen vor Zwangsprostitution und der Not der Frauen in diesem Job zu verschließen. Wer dies tue, zeige eine neue Kaltherzigkeit. Vor der Paulskirche demonstrierten rund 20 Anhänger eines „Vereins für soziale und politische Rechte von Prostituierten“ gegen die Preisträgerin. Sie ziehe das Bild der Prostituierten durch die ständige Verbindung mit Gewalt und Kriminalität in den Dreck, erklärte die Organisation.

Der renommierte Börne-Preis wird seit 1993 an deutschsprachige Autoren mit herausragenden Leistungen in Essay, Kritik und Reportage verliehen. Vergangenes Jahr hatte ihn der Journalist Henryk M. Broder erhalten. Davor waren unter anderem Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger und die Publizisten Rudolf Augstein und Marcel Reich-Ranicki Preisträger. Der in Frankfurt geborene Börne gilt wegen seiner witzigen und bissigen Sprache als Wegbereiter des politischen Feuilletons. Der jüdische Journalist und Schriftsteller, der im Pariser Exil starb, wandte sich mit seinen Texten gegen politische und kulturelle Unterdrückung. (dpa/car)


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