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Aravind Adigas Roman „Der weiße Tiger“

Presseschau vom 24. Oktober 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 24.10.08

 

BERLIN (BLK) – Die „SZ“ lobt Aravind Adigas Briefroman „Der weiße Tiger“. Die „New York Times“ rezensiert John Updikes Roman „The Widows of Eastwick“. Außerdem in der Presseschau: Der Roman „Liebesbrand“ von Feridun Zaimoglu, „Die Madonna im Pelzmantel“ von Sabahattin Ali, Najem Walis Kriegsroman „Jussifs Gesichter“ sowie „Liver“ von Will Self und „Das Familientreffen“ von Anne Enright.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Die „FAZ“ rezensiert Najem Walis Kriegsroman „Jussifs Gesichter“. Nach der Freilassung aus dem Gefängnis, wo er den Mord seines Bruders an seiner großen Liebe abbüßte, gerät der junge Jussif in die Mühlen der Diktatur Saddam Husseins: Er wird unfreiwillig zum Militär eingezogen, vom Geheimdienst gefoltert und später in eine Irrenanstalt eingeliefert. In der von tiefem Pessimismus getragenen Antikriegsfabel gerate das Erzählen assoziativ und sprunghaft, der Zusammenhang von Raum und Zeit sei nur schwer herzustellen, schreibt die Rezensentin. Die Geschichte hätte auf manche literarische Koketterie verzichten können, da sie in all ihrer Brutalität und Hoffnungslosigkeit für sich selber spreche.

Die „FAZ“ rezensiert den Roman „Liebesbrand“ von Feridun Zaimoglu. Ein deutscher Türke überlebt ein schweres Busunglück. Er verliebt sich in eine helfende Passantin. Nach einer Liebesnacht entschwindet sie und der Protagonist macht sich auf eine atemberaubende Verfolgungsjagd durch Europa. Zaimoglu schreibe enorm sprachgenau, rhythmisch und humorvoll, lobt der Rezensent. Dennoch wirke „Liebesbrand“ ein bisschen konventionell.

„Süddeutsche Zeitung“

Die „SZ“ bespricht den Roman „Die Madonna im Pelzmantel“ von Sabahattin Ali. Der Roman spielt im Berlin der 20er Jahre und erzählt die Liebesgeschichte von Raif und Maria, die in einem Desaster endet, da beide nicht von ihren maßlosen Vorstellungen der Liebe loskämen, schreibt die Rezensentin. Sie lobt, der Roman sei bei aller Poesie ein höchst genaues Gesellschaftsporträt und in einem schnörkellos gegenwärtigen Stil geschrieben.

Die „SZ“ rezensiert den Briefroman „Der weiße Tiger“ von Aravind Adiga. Balram Halwai kommt aus der ärmsten Region Indiens, wurde durch einen mörderischen Plan Selfmade-Unternehmer und schreibt nun nachts in seinem Büro Briefe, in denen die Zustände der indischen Gesellschaft auf sarkastische Weise demaskiert werden. Der helle, knappe Sarkasmus mache das Buch so lesenswert, das ohne zu belehren deutlich mache, wie weit in Indien die Unterschiede zwischen Arm und Reich auseinanderklafften, schreibt der Rezensent.

„Neue Zürcher Zeitung“

Die „NZZ“ bespricht den Roman „Das Familientreffen“ von Anne Enright. Die irische Familie Hegarty trifft sich anlässlich der Beerdigung von Liam, der Selbstmord begangen hat. Seine Schwester Veronica erzählt die Geschichte seines Sterbens, die zurück zu den Großeltern und einem bösen Geheimnis führt. Die unglückliche Familiengeschichte bewege sich auch um ein bedeutsames Stück irischer Geschichte, die katholische Strenge, schreibt die Rezensentin. Der Roman sei durchaus pathetisch und inspirierend, allerdings sprachlich nicht immer geglückt.

„Times“

Die „Times“ rezensiert den Erzählband „Liver – A fictional organ with a surface anatomy of four lobes“ von Will Self. Die vier Geschichten erzählen vom selbstzerstörerischen Umgang von Kneipengängern mit Alkohol und Worten, der Beendung einer krankhaften Beziehung, der Prometheus-Sage im Umfeld der Werbe-Industrie und einem Junkie-Picknick, bei dem die Teilnehmer zu Appetithäppchen werden. Das Buch sei voller guter Ideen, deren Ausführung manchmal allerdings etwas schwach sei, schreibt der Rezensent. Die unbestreitbare Lebendigkeit könne ein Gefühl von Hastigkeit und ein gewisses Desinteresse nicht verdecken.

„New York Times“

Die „New York Times“ rezensiert den Roman „The Widows of Eastwick” von John Updike. Die „Hexen von Eastwick“, Alexandra, Jane und Sukie, treffen sich nach langer Zeit frisch verwitwet in Eastwick wieder. Halb aus Selbstschutz, halb um ihre begangenen Verbrechen wieder gutzumachen, versuchen die Hexen bei einem abendlichen Sabbat, ihre magischen Fähigkeiten wieder aufleben zu lassen. Der Autor sei hier weniger daran interessiert, Feminismus zu demontieren, als daran, die Auswirkungen von Zeit und Alter sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu ergründen, erklärt die Rezensentin. Das Buch sei, obwohl zutiefst mit Mängeln behaftet, ein emotional glaubhafteres Werk als sein Vorgänger. (bah/dan)

Literaturangaben:
ADIGA, ARAVIND: Der weiße Tiger. Roman. Übersetzt aus dem Englischen von Ingo Herzke. Verlag C.H. Beck, München 2008. 320 S., 19,90 €.
ALI, SABAHATTIN: Die Madonna im Pelzmantel. Übersetzt aus dem Türkischen von Ute Birgi. Dörlemann Verlag, Zürich 2008. 254 S., 19,80 €.
ENRIGHT, ANNE: Das Familientreffen. Roman. Übersetzt aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 344 S., 19,95 €.
SELF, WILL: Liver. A fictional organ with a surface of four lobes. Viking Press, New York 2008. 176 S., £ 18.99.
UPDIKE, JOHN: The Widows of Eastwick. Alfred A. Knopf, New York 2008. 308 S., 24,95 $.
WALI, NAJEM: Jussifs Gesichter. Roman aus der Mekka-Bar. Übersetzt aus dem Arabischen von Imke Ahlf-Wien. Carl Hanser Verlag, München 2008. 270 S., 19,90 €.
ZAIMOGLU, FERIDUN: Liebesbrand. Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 375 S., 19,90 €.

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Rezensionen im Original

Verlage

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