MARBACH (BLK) - Seit mehreren Wochen arbeitet sich Germanist Jan Bürger (41) durch das von Frankfurt nach Marbach umgezogene Suhrkamp-Verlagsarchiv. Im Deutschen Literaturarchiv bekommt es eine neue Heimat. Bürgers größtes Problem ist dabei wohl typisch für Vollblut-Bibliothekare: „Ich darf mich nicht festlesen.“
Haben sie schon Überraschendes gefunden?
Bürger: „Überraschend ist für mich, zu sehen, wie etwa der Theaterverlag seine Autoren wie Max Frisch und andere systematisch durchgesetzt hat. Spannend ist auch, wie Siegfried Unseld (1924-2002) mit den Autoren über das Buch hinaus über gesellschaftliche Impulse und Themen diskutierte. In einer Chronik hat er alles notiert – was gesagt wurde, aber auch was seine Gesprächspartner anhatten.“
Was macht das Archiv so wertvoll?
Bürger: „Da sind ganz tolle Briefe, die sich etwa Lektoren und Autoren geschrieben haben. Unikate. Solche Briefe von Max Frisch etwa sind viel wertvoller als die Bücher von Max Frisch.“
Wer sich beruflich soviel mit Lesen beschäftigt, liest der in seiner Freizeit noch gerne?
Bürger: „Natürlich. Ich muss schon im Archiv aufpassen, dass ich mich nicht festlese. Dann ist schnell mal ne Dreiviertelstunde rum. Ich lese daheim gerne die Klassiker, Flaubert etwa - zuletzt habe ich wieder Joseph Roths „Hiob“ und seinen „Radetzkymarsch“ gelesen.“ (dpa/len)
Das Interview führte Roland Böhm
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