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Aufregung bei den Festspielen

Rummel beim Start von Young Directors Project in Salzburg

© Die Berliner Literaturkritik, 30.07.09

Von Michael Krassnitzer

SALZBURG (BLK) - Eine Menge Aufregung gab es nach einer Aufführung bei den Salzburger Festspielen. Nicht das Stück „Welcome to Nowhere (bullet hole road)“ sorgte für Unmut beim Publikum, sondern die Kamerateams, die den Saal stürmten, um die im Zuschauerraum sitzende Striptease-Tänzerin Dita Von Teese zu filmen. Einzelne Besucher protestierten lautstark gegen das in ihren Augen respektlose Verhalten gegenüber den Schauspielern, die sich von den Kameras unbeachtet verbeugten. Die Zuschauer beklatschten daraufhin die Aufführung, die zuvor nur matten Applaus erhalten hatte, mit demonstrativer Lautstärke.

Die im Rahmen des Young Directors Projects gezeigte Produktion der New Yorker Theatertruppe Temporary Distortion versteht sich, so Regisseur Kenneth Collins, als „Roadmovie für die Bühne“. Zahlreiche wohlbekannte Figuren und Motive aus diesem Filmgenre finden sich in der Aufführung: der einsame Autofahrer, der seiner Vergangenheit davonfährt, die geheimnisvolle Autostopperin und der bedrohliche Fremde; lakonische Dialoge, Sex im Motelzimmer und eine Bluttat. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, aus diesen Elementen eine zusammenhängende Geschichte zu konstruieren.

Die Schauspieler stehen regungslos in einem engen Kasten aus Plexiglas und sprechen ihren Text inmitten diverser elektronischer Geräte und Kabeln in Mikrofone. Darüber wird ein Film des Videokünstlers und Filmemachers William Cusick auf eine Leinwand projiziert, der den gesprochenen Text manchmal ergänzt und ihm manchmal widerspricht. Die unwirklich und traumhaft anmutenden Aufnahmen zeigen die Darsteller auf verlassenen Straßen, in schmierigen Motels und heruntergekommenen Bars. Der Film beginnt und endet mit dem Bild eines verbeulten Pick-up-Trucks, der am Straßenrand abgestellt ist. Die einstündige Aufführung in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln lässt ahnen, was zuvor passiert sein könnte.

Das Young Directors Project präsentiert alljährlich ausgewählte, besonders avancierte Regiearbeiten. In diesem Jahr werden noch die Uraufführung „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ von Ilija Trojanow, eine Koproduktion dem Thalia Theater in Hamburg, die Installation „You Are Here“ des niederländischen Regisseurs Dries Verhoeven und „Alice“ nach Lewis Carroll, eine Produktion des
Schauspielhauses Graz, gezeigt.

Das Young Directors Project sei die Antwort der Salzburger Festspiele auf die Festspielrede von Daniel Kehlmann, bekräftigte der Leiter des Schauspielprogramms Thomas Oberender bei einer Pressekonferenz. Der Schriftsteller hatte in seiner umstrittenen Eröffnungsansprache das zeitgenössische Regietheater kritisiert. Das Publikum, so Kehlmann, wende sich von den „hochsubventionierten Absurditäten“ ab und nehme Theater nur noch als „fernen Lärm“ wahr. Bei der Premiere von „Welcome to Nowhere (bullet hole road)“ blieben viele Plätze im Republic, dem ehemaligen Stadtkino, leer.


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