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Ausblick auf das Bücherjahr 2009

Buchmessen, Lesungen und Preisverleihungen im deutschsprachigen Raum

© Die Berliner Literaturkritik, 31.12.08

 

BERLIN (BLK) – 2009 ist Schiller-Jahr. Der Klassiker aus Marbach feiert seinen 250. Geburtstag. Ein Höhepunkt: die Wiedereröffnung des renovierten Schiller-Nationalmuseums in Marbach – pünktlich zum Jahrestag am 11. November. Nicht nur seine Heimatstadt, auch weitere baden-württembergische Städte wie Lorch, Ludwigsburg, Stuttgart und Mannheim gedenken dem Jubilar mit Ausstellungen, Theateraufführungen und Lesungen.

Schiller steht auch für die Weimarer Klassik. Klar, dass man sich seiner auch in Thüringen erinnert: in Bauerbach bei Meiningen etwa, wo er an Dramen wie „Kabale und Liebe“ oder „Don Carlos“ schrieb. Dort, wo ein Naturtheater seinen Namen trägt, wurden Schiller kürzlich erst Schulden erlassen, die er hier 1782 nach seiner Flucht aus Württemberg angehäuft hatte. Auf seiner vermutlich unbeglichenen Rechnung beim Wirtshaus „Zum braunen Roß“ standen neben 14 Essen und Kosten für Pferd und Licht noch vier Eimer Bier aus. Eine Erfurter Medienagentur übergab dem heutigen Wirt symbolisch 50 Euro.

Auch die 47. Kamenzer Lessing-Tage 2009 knüpfen an Schiller an, speziell an die Bande zwischen ihm und Gotthold Ephraim Lessing. Vom 17. Januar bis zum 15. Februar stehen im sächsischen Kamenz Lesungen, Ausstellungen, Theaterstücke und Kinder-Veranstaltungen auf der Agenda. Zum Auftakt wird im Rathaus der mit 13.000 Euro dotierte Lessing-Preis des Freistaates Sachsen verliehen. Preisträger ist 2009 der sorbische Autor Kito Lorenc. Die mit 5.500 Euro dotierten Förderpreise erhalten Ulrike Almut Sandig und Dirk Laucke.

Von Kamenz ist es nicht allzu weit bis Leipzig. Dort erwarten die Veranstalter vom 12. bis 15. März etwa 2.300 Aussteller zur Buchmesse. Neu ist in diesem Jahr der „Karriertag Buch + Medien“: Am 13. März stellen Führungskräfte aus Verlagen und Buchhandel Berufsbilder vor und geben Auskunft über Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in der Buchbranche. Die Veranstaltungen richten sich primär an Studierende und Schulabgänger. Außerdem feiert der Internationale Preis der jungen Leser seine Premiere. Schulklassen können sich via Internet anmelden und bis zum 31. Januar über ihre liebsten Bücher abstimmen. Auf der Website der Stiftung Lesen stehen dafür 15 Titel beliebter Kinder- und Jugendbücher zur Auswahl, die von Experten und Schülern getroffen wurde. Anmelden kann man sich unter www.stiftunglesen.de.

Ein Autorenspezial widmet sich der Frage „1989-2009. Wohin treibt Europa?“. Weitere Schwerpunkte bilden wie gewohnt die Literaturen Mittel- und Osteuropas sowie der Bildungsbereich. Von der Finanz- und Wirtschaftskrise ist im Vorfeld der Messe wenig zu spüren. Die Veranstalter erwarten ein ähnliches Aufkommen wie im Vorjahr.

Auch das Lesefest „Leipzig liest“ lockt mit 1.900 Veranstaltungen in zahlreiche Buchläden, Kneipen und an ungewöhnliche Leseorte. Für Unmut sorgte, dass neben den üblichen Kosten eine zusätzliche Eintragungsgebühr von 25 Euro für die Anmeldung jeder Lesung pro Autor erhoben wurde. Zu Recht wittert das Leipziger Online-Portal „Poetenladen“ Gebührenkult statt Lesekult. Gerade für Kleinverlage ist diese Gebühr eine zusätzliche Hürde. Viele von ihnen können schon die Kosten für einen Messestand, Kost und Logis in Höhe von knapp 1.000 Euro nicht zahlen. Auf diese Weise durchkreuzen die Veranstalter den lobenswerten Ansatz von „Leipzig liest“, auch weniger bekannte Literatur günstig unter die Leute zu bringen.

Im Herbst steht die 61. Auflage der Frankfurter Buchmesse im Fokus der Literatur und wird vom 14. bis 18. Oktober zum internationalen Treff für Händler, Autoren und Bücherfreunde. Man darf gespannt sein, wie sich das Gastland China am Main präsentiert. Wer sich auch auf kleineren Messen umschauen möchte, dem seien die 20. Mainzer Minipressen-Messe (24.-29. Mai) mit dem Schwerpunkt Kleinverlage und Handpressen sowie die „Buch Wien“ (19.-22. November) empfohlen.

Geballte Lesungen erwarten Besucher auch auf dem 9. berliner literaturfestival (9.-19. September), dem 11. Internationalen Buch- und Literaturfestival BuCH.09 (13.-15. November) in Basel und auf der Kölner Lit.cologne (12.-21. März), wo unter anderem Daniel Kehlmann und T.C. Boyle antreten. Boyle wird aus seinem Roman „Die Frauen“ vorlesen, der im Februar im Hanser Verlag veröffentlicht wird. Mit Philip Roth („Empörung“) und Wilhelm Genazino („Das Glück in glücksfernen Zeiten“) schickt das Münchner Verlagshaus im Februar zwei weitere prominente Romanciers ins Rennen um die Gunst der Leser.

Kehlmann wird auf der Lit. cologne aus seinem neuen Roman „Ruhm“ vortragen, der im Januar 2009 im Rowohlt Verlag erscheint. Neue Werke namhafter Kollegen bringt der Verlag im März, wo Simon Becketts „Leichenblässe“ oder Salman Rushdies „Die bezaubernde Florentinerin“ auf den Markt kommen. Der Suhrkamp Verlag beginnt das Jahr mit der ersten Veröffentlichung aus dem Nachlass von Thomas Bernhard mit dem Titel „Meine Preise“, wobei die Leser satirische Texte zu erwarten haben. Im Februar folgt Sibylle Lewitscharoffs Roman „Apostoloff“, im Juni Amos Oz’ „Geschichten aus Tel Ilan“. Der israelische Autor feiert am 4. Mai seinen 70. Geburtstag.

Im selben Monat startet Suhrkamp im Taschenbuch-Format erstmals eine eigene Krimireihe. Mit dabei: Kathryn Miller-Haines („Miss Winters Hang zum Risiko“). Auch der Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und Peter Weiss („Verehrter großer Zauberer“) und Thomas L. Freedmans „Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert“ dürften im Frühjahr für Aufmerksamkeit sorgen. Der „New York Times“-Journalist, dreifache Pulitzer-Preisträger und Globalisierungskritiker Freedman spricht sich dabei für eine grüne Revolution aus.

Der Verlag C.H. Beck widmet sich mit drei Sachbüchern zum 20. Jahrestag dem Mauerfall. Andreas Rödder („Deutschland einig Vaterland. Geschichte einer Wiedervereinigung“), Ilko-Sascha Kowalczuk („Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR“) und Edgar Wolfrum („Die Mauern“) äußern sich ausführlich zum Thema. Literarische Sachbücher wie Peter-André Alts „Kafka und der Film“ und Hermann Kurzkes „Thomas Mann. Ein Porträt für seine Leser“ stehen ebenso auf dem Plan wie Michael Stavaric’ Roman „Böse Spiele“. Und Kiepenheuer & Witsch setzt im Frühjahr auf Taschenbücher von Musikern – wie Helge Schneiders Lebensbeichte „Bonbon aus Wurst“ oder Peter Heins „Wegbeschreibungen“. Aber nicht nur: Irvine Welshs Erzählungen „Dann lieber gleich arbeiten“ und  Benjamin Leberts Roman „Flug der Pelikane“ sind ebenfalls im Frühjahrs-Sortiment

Auch frisch gekürte Literaturpreisträger, ob nun in Frankfurt, Leipzig oder beim 33. Bachmannpreis in Klagenfurt (22.-28. Juni) werden 2009 für Furore sorgen. Einen neuen internationalen Preis für Belletristik hat die EU-Kommission ins Leben gerufen: den Europäischen Literaturpreis. Es geht darum, den Bekanntheitsgrad viel versprechender Werke und Autoren in ganz Europa zu steigern, hieß es von Seiten der EU-Kommission. Sicher fördert so ein Preis auch die Verkaufszahlen.

Darauf hofft auch die Firma Sony, die im Frühjahr in Kooperation mit der Buchhandelskette Thalia und Libri ein neues E-Book einführen wird. Das elektronische Lesegerät („Sony Reader“) soll mit mehreren Tausend Buchtiteln an den Start gehen. Schiller dürfte da nicht fehlen.


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