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Thomas-Bernhard-Ausstellung in Wien

Liebevolle Rekonstruktion der Karriere Bernhards im Wiener Theatermuseum

© Die Berliner Literaturkritik, 05.02.10

Von Theres Olbrich

WIEN (BLK) – Das Theatermuseum Wien präsentiert die Ausstellung „Thomas Bernhard und das Theater“, die im Jahr seines 20. Todestages einen umfangreichen Einblick in sein Theaterschaffen bietet. Trotz der prächtigen Aufmachung besitzt die Ausstellung ein großes (oder besser gesagt „kleines“) Manko: Sie leidet an Platzmangel! Was die Kuratoren Martin Huber und Manfred Mittermayer in zwei von Peter Karlhuber so originell wie liebevoll gestalteten Räumen an Dokumenten, Typoskripten, Zeichnungen, Szenenfotos und Videos präsentieren, ist so interessant, dass die Schau vor allem den Wunsch nach mehr weckt.

Eine außergewöhnliche Karriere der Literatur- und Theatergeschichte wird anhand zahlreicher Dokumente und Entwurfszeichnungen aus Bernhards Nachlass rekonstruiert. In den Werken des „ungeliebten Kindes“ ging es vor allem um Kunst – Kunst in einer kunstfeindlichen Zeit, um Macht, Besessenheit und um die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs. Und gerade diese Situation Österreichs zu Bernhards Zeiten macht seine Werke so unglaublich wertvoll. Achtzehn abendfüllende Stücke und beinah genau soviel Dramolette hat der 1989 verstorbene Autor im Laufe seiner Karriere geschrieben. Heute wie damals lösen seine Werke beim Publikum intensive Reaktionen aus und bringen in der Wissenschaft kontroverse Debatten hervor.

Das Stück „Heldenplatz“ (1988) entfachte hierbei den größten Skandal. Wie dieser in den Medien und der Politik inszeniert wurde, ist ebenfalls in der Ausstellung zu erfahren. Auf den „Notlichtskandal“ bei der Salzburger Uraufführung von „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ (1972) wird man ironisch mit einer Bordüre aus Theater-Notlichtern verwiesen. Darüber hinaus wird den Besuchern verdeutlicht, welche Realitätsbereiche die jeweiligen Dramen auf verworrene und gleichzeitig spannungsvolle Weise miteinander in Beziehung gesetzt haben.

Eine szenische Lesung mit Hermann Beil zu „Alte Meister“ steht im Februar in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums auf dem Programm. An verschiedenen Terminen ist die Veranstaltung mit einer Führung, Filmausschnitten sowie Kaffee und Kuchen im Zuge des Kulturkaffees „Einfach kompliziert!“ jeweils um 14.30 Uhr zu erleben. „Sie werden erkennen, dass sich in unserem Land in 20 Jahren nichts geändert und Thomas Bernhard recht behalten hat“, sagt Museumsdirektor Thomas Trabitsch. Die Ausstellung soll nicht einzig und allein die Phantasie anregen, sondern auch zum Denken animieren und Thomas Bernhard nicht nur auf die Skandale zu reduzieren.

Ort: Österreichisches Theatermuseum, Lobkowitzplatz 21, 1010 Wien

Zeit: 5.11.2009 bis 4.7.2010

Weblink:

Österreichisches Theatermuseum


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