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Ausstellung zum Schiller-Jahr

Ausstellung zum 250. Geburtstag des Dichters in Weimar eröffnet

© Die Berliner Literaturkritik, 24.09.09

WEIMAR (BLK) - Rund zwei Jahrhunderte lang wollten Verehrer und Wissenschaftler Gewissheit, ob der Schädel von Friedrich Schiller (1759-1805) in der Weimarer Fürstengruft echt ist. Erst 2006 bis 2008 konnten Anthropologen, Gerichtsmediziner und Chemiker mit modernsten Verfahren das Geheimnis um die Dichterreliquie wissenschaftlich eindeutig lösen. Bestätigen konnten sie die Echtheit nicht. Im Schillermuseum präsentiert die Klassik Stiftung seit Mittwoch (24.9.) unter dem Titel „Schillers Schädel - Physiognomie einer fixen Idee“ diese letztlich jedoch erfolglosen Suche in ihrer Ausstellung zum 250. Geburtstag Schillers. DNA-Vergleiche mit Verwandten und Nachkommen hatten eindeutig ergeben, dass die Dichterreliquie falsch ist. Das Grab Friedrich Schillers ist seitdem leer.

Es ist eine „hochkuriose, zum Teil lustige, zum Teil erschreckende Geschichte“, die auch belegt, „wie Zeitgenossen und Nachkommen in ihrem Verehrungsdrang gefangen waren“, sagte Stiftungspräsident Hellmut Seemann vor der Eröffnung. Die Umstände der Bestattung Schillers in einem Massengrab für angesehene Persönlichkeiten, die Bergung des vermeintlichen Schiller-Skeletts und die Umbettung in die Fürstengruft hatte schon frühzeitig Zweifel an der Echtheit aufkommen lassen.

In dem Gewölbe herrschte ein „Chaos von Moder und Fäulnis“ bemerkte Bürgermeister Carl Leberecht Schwabe 1826 nach seinen Bemühungen, die Gebeine Schillers anhand der Totenmaske zu identifizieren. Fast 100 Jahre später wurde ein zweiter Schädel geborgen und Schiller zugeordnet. Seitdem hat die Frage um die Echtheit der Köpfe den Streit unter Wissenschaftlern immer wieder neu entflammen lassen. Die jetzigen Untersuchungen brachten jedoch an den Tag: Der zweite Schädel gehörte einer Frau - wegen eines dicken Wulstes am Hinterkopf ordnet ihn das Forscherteam  Luise von Göchhausen zu. Die Hofdame von Herzogin Anna Amalia war verwachsen und blitzgescheit. Die Literatur verdankt ihr die Erhaltung von Goethes „Urfaust“.

„Wir wissen genau, wie der Schiller-Code aussehen muss, aber wir haben ihn nicht“, brachte es Ursula Wittwer-Backofen von Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Freiburg auf den Punkt. Sie hatte zusammen mit Experten aus mehreren Ländern an dem Projekt „Der Friedrich-Schiller-Code“ gearbeitet, das vom MDR- Landesfunkhaus Thüringen finanziell unterstützt wurde.

Bis zum 31. Januar 2010 können Besucher anhand der Schiller- Totenmaske, zahlreicher Porträts und moderner Gesichtsrekonstruktionen die an einen Krimi erinnernde Geschichte nachvollziehen. Ausgestellt ist auch die von Molekulargenetiker Walter Parson 2008 hingeworfene Skizze mit den DNA-Ergebnissen, die ausschließt, dass einer der beiden Schädel Schiller gehört.

Am Aufgang zur Sonderschau steht eine Statue von Johann Wolfgang von Goethe in Betrachtung des Schillerschen Schädels. Goethe hatte 1826 den vermeintlichen Kopf seines toten Dichterfreundes einige Zeit bei sich zu Hause aufbewahrt. „Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte! Die gottgedachte Spur, die sich erhalten“, formulierte der greise Dichter in einem Gedicht. Von Antje Lauschner


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