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Paul Austers neuer Roman „Unsichtbar“

Der 15. Roman des amerikanischen Erfolgsautors

© Die Berliner Literaturkritik, 03.08.10

Von Gisela Ostwald

„Unsichtbar“ nennt Paul Auster seinen neuen Roman. Aber eigentlich geht es ihm um Ungewissheit, eines seiner immer wiederkehrenden Lieblingsthemen. „Darum, dass wir uns nie sicher sein können“, erläuterte der Autor beim Gespräch in New York. Wir sitzen im Garten von „Sweet Melissa“, einem winzigen Café in Brooklyn. Hier ist Auster zu Hause, arbeitet tagsüber in einer kleinen Wohnung und kehrt abends zu seiner Frau, der Schriftstellerin Siri Hustvedt, zurück.

Er ist groß, gut aussehend mit den dunklen Augen und den trotz seiner 63 Jahre noch dichten Haaren. Auster wirkt auf Anhieb sympathisch. Er bestellt einen Wein („Ich bin für heute fertig mit der Arbeit“) und packt die Zigaretten aus. Keine Spur von Distanz. Und das bei einem Autor seines Kalibers. 16 Romane hat er bisher geschrieben, die meisten sind in aller Welt zu lesen. „Unsichtbar“, sein 15. Roman, kommt an diesem Freitag (16. 7.) in Deutschland heraus.

Gleich auf der ersten Seite fallen die Worte, um die es ihm geht: „Halluzinationen und Höllenqualen“. Ein Zitat aus Dantes „Inferno“, aber ebenso das Leitmotiv der verschachtelten Erzählstränge, die Auster erst ganz am Ende grandios und mit dem üblichen Knalleffekt verknüpft.

Adam Walker, ein junger Student und angehender Dichter in New York, bekommt die Chance seines Lebens. Er soll eine literarische Zeitung aufbauen. Die finanziellen Mittel für das Projekt verspricht ihm ein Professor seiner Universität, Rudolf Born. Doch meint er es ernst? Und was steckt dahinter? Etwa die Geliebte des Professors, die scharf ist auf Adam?

Der Deal ist fast perfekt, als Adam seinen Gönner eines Nachts durch Manhattan begleitet. Die beiden Männer werden von einem Teenager überrumpelt, der ihr Geld fordert. Doch statt seine Brieftasche zu ziehen, greift der Professor zum Messer und sticht den Jungen nieder. Adam läuft, um Hilfe zu rufen. Aber kaum wieder zurück, ist das Opfer verschwunden. Halluzination?

In der Zeitung liest er vom Tod des jungen Mannes. Doch Born lehnt jede Verantwortung ab. Adam beginnt, an sich zu zweifeln, quält sich mit Selbstvorwürfen und beschließt endlich, den Professor zu überführen. Doch der flieht nach Paris, Adam ihm hinterher. Auch dort scheitert sein Versuch, Born zur Verantwortung zu ziehen.

Jahrzehnte später, alt, vergrämt und am Sterben, vertraut Adam die Geschichte einem früheren Studienfreund an. Noch bevor er die Memoiren beenden kann, siegt der Krebs. Derweil lässt der Professor, einsam und gelangweilt auf einer Insel, die Katze aus dem Sack und enthüllt seine Identität. Wahr? Oder Halluzination?

Mit spielerischer Leichtigkeit führt Auster durch sein Erzähllabyrinth und lässt nicht einen Moment Langeweile aufkommen. Seine Sprache ist glasklar und elegant, und der Paukenschlag zum Schluss könnte nicht überraschender ausfallen. „Wer die letzte Seite von Paul Austers „Unsichtbar“ gelesen hat, möchte auf der Stelle wieder von vorn anfangen“, schrieb die „New York Times“. Das Blatt hat Recht.

Literaturangabe:

AUSTER, PAUL: Unsichtbar. Rowohlt Verlag, Reinbek 2010. 320 S., 19,95 €.


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