BAD HERSFELD (BLK) - Die am Sonntag zu Ende gehenden Bad Hersfelder Festspiele 2009 verzeichnen wegen fehlender Besucher ein finanzielles Defizit von mindestens 150.000 Euro. Zu den drei großen Inszenierungen seien 2000 Zuschauer weniger als kalkuliert gekommen, sagte Verwaltungsdirektor Karl Schmidt am Donnerstag der dpa. In den sieben Wochen sahen etwas mehr als 70.000 Zuschauer die drei großen Stücke in der Stiftsruine. Die Auslastung lag bei 82,5 Prozent, mit 85 Prozent war kalkuliert worden. Das Defizit müsse von der Stadt getragen werden.
Ausschlaggebend für das Minus war das geringe Interesse an dem historischen Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“. Die Auslastung lag nur bei rund 55 statt der kalkulierten 70 Prozent. Homers Epos „Odyssee“ erreichte 70,2 Prozent, das Musical „West Side Story“ sogar 99,5 Prozent. Beliebt waren auch die Nebenaufführungen. Das Kinderstück war zu 88,2 Prozent besucht, der Schwank „Pension Schöller“ gar zu 99,9 Prozent. Im Vergleich zu 2008 kamen allerdings insgesamt 3000 Zuschauer weniger.
Intendantin Elke Hesse (45) wird nun wie geplant von Holk Freytag (65) abgelöst. Die nach vier Jahren scheidende Wienerin bewertete ihre letzte Spielzeit in Europas größter romanischer Kirchenruine als Krönung ihres Engagements in der osthessischen Kurstadt: „Diese schöne Saison war künstlerisch erfolgreich. Ich habe in meiner Hersfelder Zeit alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe.“ Eine neue Stelle als Intendantin habe sie noch nicht.
Der neue Intendant Freytag, der zuletzt acht Jahre am Staatsschauspiel in Dresden tätig war, tritt Hesses Nachfolge mit hohen Ansprüchen an: „Ich möchte das große Schauspielforum, das Bad Hersfeld immer war, zu neuer Blüte bringen.“ Die Festspiele wolle er nach Europa hin öffnen und etablieren. Die Zusammenstellung seines Ensembles laufe bereits auf Hochtouren. In der kommenden Woche will er mit den Verantwortlichen in Bad Hersfeld über das neue Erscheinungsbild des Festivals reden. Das Programm für die 60. Auflage wird am 24. August vorgestellt.
Angesichts der Bilanz 2009 sagte Freytag: „Der Druck, der auf den Festspielen lastet, ist nicht unerheblich. Die Zeiten werden nicht rosiger.“ Er geht davon aus, dass der Etat im Vergleich zu dieser Spielzeit nicht gekürzt werde. Er lag bei 4,4 Millionen Euro. (dpa/ber/mül)
Weblink: