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Wette um den Nürburgring

Kurt Beck nutzt Skandalkrimi als PR-Gag

© Die Berliner Literaturkritik, 16.06.10

MAINZ (BLK) - Bei der Vorstellung des neuen Buchs „Die Nürburg-Papiere“ von Eifelkrimi-Erfinder Jacques Berndorf hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) eine Wette bekanntgegeben. Falls der umstrittene Ausbau des Nürburgrings auch in fünf Jahren noch „ein schwieriges Szenario“ sei, bekomme der Krimiautor „fünfmal zwölf Flaschen besten Ahr-Rotwein“, versprach Beck am Dienstag (15.6.) in Mainz. Werde der neue Freizeitpark an der Rennstrecke in der Eifel jedoch ein Erfolg, dann schreibe Berndorf in fünf Jahren einen weiteren Roman rund um den Nürburgring.

Im rund 360 Seiten starken Krimi „Die Nürburg-Papiere“ geht es um Größenwahn, Planungschaos und Finanzdebakel. Da scheint vieles nahe an der Wirklichkeit zu sein: Tatsächlich hat das 330-Millionen-Euro-Projekt am Ring die ursprünglichen Besuchererwartungen nicht erfüllt, die angeblich schnellste Achterbahn steht wegen Pannen still und die zunächst geplante Privatfinanzierung ist spektakulär gescheitert. Es entstand der Eindruck, dass Becks SPD-Landesregierung auf Betrüger hereingefallen war. Die Staatsanwaltschaft Koblenz und ein Untersuchungsausschuss des Landtags ermitteln.

In der Fiktion der „Nürburg-Papiere“ kommen natürlich ein paar Morde hinzu. Berndorfs Hauptfigur Siggi Baumeister, die seine Leser schon aus früheren Krimis kennen, übernimmt den Fall. Mit Blick auf die real geplatzte Finanzierung am Ring mit abenteuerlichen Bezügen zu Luxemburg, Dubai, der Schweiz und den USA sagt Berndorf: „Da konnte man sich die Mordbuben gewissermaßen aussuchen.“ Beck ergänzt lächelnd: „Ich hätte mich gewundert, wenn er das Thema nicht aufgegriffen hätte.“

Die rheinland-pfälzischen Grünen sehen das Verhalten des Landesvaters kritisch: „Typisch Kurt Beck: Es ist ein kluger politischer Schachzug von ihm, den größten Skandal der letzten Wahlperiode sogar noch mit der Buchvorstellung von Jacques Berndorf zu feiern.“ Der Ministerpräsident dagegen sagt: „Es gehört einfach dazu, dass man so etwas auch literarisch aufarbeiten darf.“ Zudem habe er bereits Fehler der Regierung bei der Finanzierung eingestanden.

Becks und Berndorfs Ansichten bleiben unterschiedlich. Der Regierungschef glaubt „an einen Riesenerfolg“ des Freizeitparks in fünf Jahren, der Krimiautor hingegen spricht von einem „Betongebirge, das ein paar Nummern zu groß ist“. Im Buch wolle er zeigen, was aus der Sicht der Eifel-Bewohner am Nürburgring passiere. Alte Männer, die schon den Bau der legendären Rennstrecke 1927 erlebt hätten, „verstehen natürlich nicht, was da oben abläuft“, sagt Berndorf, der ein halbes Jahr recherchiert und nur sieben Wochen lang geschrieben hat. (dpa/guz)

Weblinks:

Berndorf
KBV-Verlag
Staatskanzlei

Literaturangaben:

BERNDORF; JACQUES: Die Nürburg Papiere. KBV-Verlag, Hillesheim 2010. 360 S., 9,95 €.  


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