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Nicht nur ein Bestsellerautor

Ein Porträt von Martin Suter und seinem literarischen Schaffen

© Die Berliner Literaturkritik, 27.01.11

Von Susanna Gilbert-Sättele

ZÜRICH/BERLIN (BLK) ­ Schon „Der Koch“ stand im vergangenen Jahr über viele Wochen in den Bestsellerlisten, nun hat Detektiv Allmen die Buch-Charts im Sturm erobert.

Martin Suter will Geschichten erzählen, immer neue Formen ausprobieren, gut unterhalten. Das kommt an: Einige seiner Bücher ­ „Der letzte Weynfeldt“ etwa oder „Small World“ ­ sind auch verfilmt worden. Dabei legt sich der 62jährige gebürtige Zürcher in seinen hintergründigen und mit viel Ironie gewürzten Romanen, Stücken, Kurzgeschichten und Kolumnen keineswegs auf ein Leitthema oder Genre fest.

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Der Bonvivant, Gentleman und Weltenbummler schreibt über Identitätskrisen, Mordfälle, über die hohe Kunst des Kochens, den Literaturbetrieb und immer wieder über die „Business Class“, die er mit der Hocharistokratie von früher vergleicht - nur sei sie „noch dümmer als die Adligen“.

Der ehemalige Creative Director Suter lebt mit seiner Frau und der Adoptivtochter abwechselnd in Zürich, Guatemala und auf Ibiza. Wenn er nicht gerade mit Schreiben beschäftigt ist, kocht er und kümmert sich um seine Reben, Oliven- und Feigenbäume. „In allen meinen Büchern riecht es“, sagt einer, der das Leben genießt und seinen Sinn darin sieht, „es anständig zu leben, ohne dass es jemandem wehtut“. Doch er kennt auch Schmerz und Leid: 2009 erstickte sein dreijähriger Adoptivsohn Antonio beim Essen. Da sei ihm „der Boden unter den Füßen weggezogen worden“, bekannte er in einem Interview.

Gewalt und Ungerechtigkeit können den smarten Schriftsteller auf die Palme bringen. Sein Heimatland kritisiert er immer wieder ­ auch wenn oder gerade weil es ihm „am Herzen liegt“. Nach dem Volksentscheid gegen den Bau von Minaretten und der Affäre um die Holocaust-Gelder „wäre es an der Zeit, dass die Schweiz mal wieder etwas Vorbildliches tut“, meinte er vor einem Jahr in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“. Dennoch spielen alle seine Geschichten hier ­ auch aus Faulheit, weil er dann weniger recherchieren müsse.

Die literarische Bühne betrat Suter 1997 mit dem Roman „Small World“ als erstem Teil der „Neurologischen Trilogie“, die er mit „Die dunkle Seite des Mondes“ und „Ein perfekter Freund“ später fortsetzte. Der Verlust des Gedächtnisses und damit der Identität eines Menschen wurden hier thematisiert. Davor hatte sich Suter bereits mit zwei „Business Class“-Bänden eine Fangemeinde erobert, Kurzgeschichten, in denen er mit trockenem Humor über die Schwächen der Banker und Manager schrieb. Zahlreiche weitere Werke folgten. Schreiben bedeutet für ihn, die Erwartungen seiner Leser zu unterlaufen. Wenn ein Schriftsteller nur an sich denke und für sich schreibe, gelte dies als Kunstform, sagte Suter einmal. „Ich nehme mich hier aus, weil ich an die Leser denke.“


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