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Ein blutgetränktes Meisterwerk

James Ellroy krönt seine „Underworld USA“ Trilogie mit dem Abschlussband

© Die Berliner Literaturkritik, 08.02.10

Von Ralph Guhlke

„Ich werde ihnen alles erzählen.“ Mit diesen Worten aus dem Prolog seines neuen Romans „Blut will fließen“ gibt der US- Schriftsteller James Ellroy ein großes Versprechen. Und man darf sagen: Er hat es gehalten. „Blut will fließen“ (Originaltitel: „Blood's a Rover“) ist der herausragende Abschluss der großen „Underworld USA“-Trilogie des Autors, der vielen als bedeutendster Thrillerautor der Gegenwart gilt.

Wie schon in den Vorgängerromanen „American Tabloid“ („Ein amerikanischer Thriller“) und „The Cold Six Thousand“ („Ein amerikanischer Alptraum“) geht es in dem neuen Roman wieder um brutale, besessene Männer, die im Dunklen wirken. Auf den Romanseiten verfallen sie umwerfenden Frauen, schreiben die „wahre“ amerikanische Geschichte der 60er Jahre mit Blut, bezahlen für ihre Untaten. Die Frage ist, ob es eine Erlösung für sie geben kann.

Der 61-jährige Ellroy erschafft ein Verschwörungs-Universum, in dem Mafia, Exilkubaner sowie CIA-und FBI-Renegaten die Strippen ziehen. Der Leser erfährt, wer nach Ellroys Ansicht tatsächlich hinter der Ermordung der Kennedy-Brüder oder Martin Luther Kings steckt. Das Erstaunliche: Obwohl viele Figuren frei erfunden sind, bleibt die Story stets plausibel. Der Leser kann sich des Eindrucks nicht erwehren: So könnte es tatsächlich gewesen sein.

Ellroys Sprache ist kristallklar. Nebensätze existieren nicht, Texte wie Telegramme. Allerdings hat sich der Autor stilistisch ein wenig zurückgenommen - vielleicht eine Reaktion auf Kritiken, die den Vorgängerroman für praktisch unlesbar befunden hatten. „Blut will fließen“ ist - wenn auch keinesfalls leichte Kost - wieder leserfreundlicher.

Es ist ein kalter und verschneiter Tag, an dem Ellroy auf einer Lesereise in Berlin empfängt. Schnell wird klar: Für Homestories oder Schwänke aus seinem - bewegten - Leben ist er nicht zu haben. Er will über sein Buch reden. Und Bescheidenheit ist schließlich - nur – eine Zier: „Es ist ein verdammtes Meisterwerk“, befindet Ellroy. „Ich schreibe seit Jahren ausschließlich Meisterwerke, aber das ist mein ultimatives. Es wird nur von dem Buch übertroffen, das ich als nächstes schreibe.“

Doch Ellroy ist bei aller zur Schau gestellten Arroganz auch zerbrechlich. Ein Romantiker und Moralist. Er ist immer noch der kleine Junge, dessen Mutter ermordet wurde, als er zehn Jahre alt war. Das Fazit eines Getriebenen: „Ich schreibe, damit Frauen mich lieben.“

 

Literaturangabe:

EllROY, JAMES: Blut will fließen. Ullstein-Verlag, Berlin 2009. 880 S., 24,90 €.

Weblink:

Ullstein Verlag

 

 

 


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