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„Böses, böses CO2!“

Rainald Grebes Musical über den Klimawandel

© Die Berliner Literaturkritik, 14.11.08

 

Von Sophia-Caroline Kosel

LEIPZIG (BLK) – „Sometimes I feel so overfordert. Und ich weiß: Ich bin damit nicht allein.“ Das ist das musikalisch verpackte Fazit von Komiker Rainald Grebe am Ende seines ersten Musicals. Es widmet sich dem Klimawandel. In „Alle reden vom Wetter. Die Klimarevue“ bietet er zwei Stunden lang als Regisseur, Texter und Musiker viel Schlager, Pop und Rock und einige Bühnen-Diskussionen über das Klima, unterstützt von seiner „Kapelle der Versöhnung“ und einigen Schauspielern des Leipziger Centraltheaters. Dort ist die Uraufführung am Donnerstag (13. November) vom auffällig jungen Publikum mit viel Applaus gefeiert worden. Mit dem Kauf eines Zertifikats für 18 Cent konnten die Zuschauer für eine „klimaneutrale Veranstaltung“ sorgen.

„Kennst Du das Land mit den Pelikanen? Kennst Du das Land mit den Lianen? Kennst Du das Land, wo die Datteln wachsen? Das ist Sachsen.“ In einem hellblauen Anzug im 70er-Jahre-Retro-Look singt Grebe, auf einem altmodischen Bürostuhl an einem Klavier sitzend, von einer verlockend klingenden Zukunft. Da kann sich „der Freistaat Sachsen glücklich schätzen – für Gemütlichkeit unter Moskitonetzen“, mit leckerem Chianti aus Chemnitz und Kaffeeplantagen für die Kaffee-Sachsen. Der Sachse gewöhne sich doch an alles, meint der geborene Kölner, Jahrgang 1971, in seinem flotten Schlager.

Dann stören drei Background-Sängerinnen mit Amy-Winehouse-Frisur und hellblauen Minikleidern die Idylle. „Böses, böses CO2!“ rufen sie und „Ich habe ein Recht auf einen konstanten Meeresspiegel“. „Die Welt hat Fieber und wir sind schuld, soweit sind wir uns einig“, erklärt der Musical-Schöpfer nun als Conférencier und huldigt dem US-Klimapolitik-Vorreiter Al Gore: „Revolutionen kommen von oben, denn die da oben haben die bessere Übersicht.“ Eine riesige Ballon-Erdkugel schwebt über die Bühne, wird mit großer Geste ins Publikum geschoben und dort freudig weitergegeben, bis sie wieder im Dunkel verschwindet, zu einem Medley bekannter Hits wie „Free Nelson Mandela“, „Gimme Hope Jo'Anna“ oder „Ice Ice Baby“.

Mit den Einnahmen aus den 18-Cent-Zertifikaten, die jeder Zuschauer vor der Vorstellung kaufen konnte, würden Bäume in Panama gepflanzt, erklärt der Dichter, Autor, Liedermacher und Schauspieler, der in den vergangenen Jahren zahlreiche Kleinkunst-Preise gewonnen hat. Dies sei eine Art Ablasshandel: „Wir begehen Sünden und pflanzen dann in der Dritten Welt Bäume!“ Weil aber nicht alle im Publikum ein Zertifikat gekauft hätten, müsse es einige Minuten lang dunkel bleiben, erklärt Grebe. Als es dann wirklich eine Weile lang komplett dunkel und still wird, wird das Publikum schnell unruhig.

Schauspieler und Musiker kehren in niedlichen Pinguin-Kostümen watschelnd auf die Bühne zurück und sorgen damit für große Erheiterung im Saal. Als Pinguin und mit Zigarette in der Hand steht Schauspielerin Anita Vulesica in einem Glaskasten für Raucher und fragt in die Runde: „Was ist das Erste, wenn ein Kind auf die Welt kommt? Es stößt CO2 aus. Ein Schädling erblickt das Licht der Welt!“ Und Grebe erinnert sich in einem weiteren selbst geschriebenen Gassenhauer an die schönen 90er Jahre, denn: Damals ging es den Eisbären noch prima und das Wetter war noch kein Klima.


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