BOSTON/NEW YORK (BLK) - Zwei Monate nach dem Tod von J.D. Salinger wird ein Brief des Schriftstellers in Boston gezeigt. Das Besondere: Der spätere Autor des Kultbuchs „Der Fänger im Roggen“ (The Catcher in the Rye) schrieb den Fanbrief als noch unbekannter Literat an den bereits berühmten Ernest Hemingway.
Nach Angaben der „New York Times“ vom Freitag (26.3.) hatte Salinger den zweiseitigen Brief am 27. Juli 1946 aus einem Lazarett in Nürnberg geschrieben. Der 25-Jährige und der 20 Jahre ältere Hemingway hatten sich im Jahr zuvor in Paris getroffen. Literaturwissenschaftler rätseln, ob der Brief Hinweise enthält auf Salingers fünf Jahre später veröffentlichten Welterfolg „Der Fänger im Roggen“. Tatsächlich schreibt Salinger, dass er einen „sehr feinfühligen Roman“ im Kopf habe.
„Dear Poppa“ beginnt der Brief, den die John-F.-Kennedy-Bibliothek, zeigen will. Der junge Mann aus dem Lazarett schreibt dem erfolgreichen Schriftsteller darin, dass die gemeinsamen „Gespräche die einzigen hoffnungsvollen Minuten von dem Ganzen hier waren“.
Er fragt Hemingway nach dessen nächster Geschichte und warnt ihn, sie Hollywood anzubieten: „Du bist ein reicher Mann. Als Vorsitzender Deiner vielen Fanclubs spreche ich für alle Mitglieder, wenn ich sage: Nieder mit Gary Cooper!“ Hemingway und Cooper waren eng befreundet. Bei dem Roman „Wem die Stunde schlägt“ (1940) über einen Amerikaner im Spanischen Bürgerkrieg soll Hemingway sogar Cooper vor Augen gehabt haben.
Jerome David Salingers erster Roman hatte 1951 mit Handlung und Sprache eine ganze Generation begeistert und den damals 32-Jährigen mit einem Schlag weltberühmt gemacht. Nach dem „Fänger im Roggen“ zog er sich jedoch völlig zurück. Salinger starb Ende Januar mit 91 Jahren. (dpa/sch)