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China wirbt mit Schriftgeschichte

Präsentation chinesischer Kulturgeschichte auf der Buchmesse

© Die Berliner Literaturkritik, 13.10.09

Von Benedikt von Imhoff

FRANKFURT/MAIN (BLK) - Chinesen sind stolz auf ihre lange Historie - und mittlerweile zeigen sie das auch offensiv. Rund 5.000 Jahre Kulturgeschichte hat das asiatische Land bereits hinter sich, in vielen Bereichen wie etwa dem Buchdruck gilt China als Vorreiter. Logisch also, dass sich das Gastland der am Mittwoch (14.10.) beginnenden Frankfurter Buchmesse mit dieser langen Entwicklung den Besuchern präsentiert. Dass das Riesenreich in der Moderne angekommen ist, beweist der Sprung zum E-Buch, das sich immer stärker zwischen Kanton und Peking verbreitet. „Tradition und Innovation“ lautet daher das Motto im China-Pavillon im Herzen des Messegeländes.

Die Grundelemente der chinesischen Kultur finden sich in der Gestaltung des Raumes wieder - ein Blatt Papier, ein Tropfen Tusche, ein Schriftzeichen und ein Buch. Mit einer modernen künstlerischen Formsprache habe er diese alten Elemente darstellen wollen, erklärt Li Jiwei, der die Ausstattung konzipierte.

Ein überdimensionales Blatt Reispapier spannt sich quer durch den großen Raum. Es soll die chinesische Geschichte repräsentieren und zugleich in seiner wallenden Form die Kreativität der chinesischen Zivilisation symbolisieren. In der Mitte des 2.500 Quadratmeter großen Raumes wird das Bild eines Tintentropfes auf eine Wasseroberfläche projiziert, ein Tropfen fällt ins Wasser. Für chinesische Künstler sind Tinte und Gold gleichermaßen wertvoll - ihren Pinsel setzen sie nie leichtfertig an, bevor sie ein Schriftzeichen zu Papier bringen.

Rund um den Mini-Teich sind tausende Schriftzeichen aus Holz arrangiert. Wer sich eingehender mit China beschäftigt, bemerkt rasch, dass die fernöstliche Sprache durch die Schrift zusammengehalten wird. Denn allzu oft verstehen die Einwohner dieses Riesenreiches nicht den Dialekt ihres Gegenübers - die Schriftsprache aber ist dieselbe, die Verständigung also immer über das Papier möglich. Und wenn in einer Unterhaltung ein Wort nicht gleich klar ist, weil zahlreiche Silben ähnlich ausgesprochen werden, „schreiben“ die Gesprächspartner das entsprechende Zeichen für das Gegenüber sichtbar in ihre Handfläche.

Rund um den Raum führt abschließend eine Bücherwand – aus zehntausenden alten Büchern zusammengefügt. „Das ist ein langer Fluss des Lebens“, sagt Li Jiwei. Grün gefärbte Bände verdeutlichen die Harmonie zwischen Natur und Kultur. Einige weiße Blätter sind dazwischen zu finden. „Das Leben ist noch offen. Man kann immer etwas Neues schreiben“, erklärt Li.

Was die chinesische Literaturgeschichte bisher geschrieben hat, kann der Besucher in zahlreichen Schauvitrinen bestaunen. Am Anfang verständigten sich die Chinesen mit Hilfe von Orakelknochen oder Bambusrollen, auch Schildkrötenpanzer dienten vor tausenden Jahren als Kommunikationsmittel. Dann erfanden sie das Papier, später den Buchdruck und die Druckplatten. Wie das funktioniert, führen Lu Wenbin und Zhang Yonglin vor.

Trotz aller hübschen Installationen und architektonischen Leistungen wird dennoch deutlich: Der chinesische Pavillon spiegelt die Sichtweise der Pekinger Führung wider. Auf der Porträtwand fehlen die Bilder kritischer Autoren wie etwa Yan Lianke oder Liao Yiwu. Beide durften nicht nach Frankfurt kommen.

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