FRANKFURT/MAIN (BLK) - Hitzige Diskussionen über den umstrittenen Ehrengast China, den Auftritt von Nobelpreisträgerin Herta Müller und neue elektronische Lesegeräte: Das waren drei der Höhepunkte zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am Mittwoch (14.10.). Der digitale Wandel in der Buchbranche gilt als das wichtigste Thema der Messe, auf der über 7.000 Aussteller aus 100 Ländern in diesem Jahr rund 400.000 Titel präsentieren.
Herta Müller zeigte sich genesen und las aus ihrem Roman „Atemschaukel“. Die Nobelpreisträgerin hatte am Dienstag (13.10.) in Essen eine Lesung abgesagt. Danach hatte es unterschiedliche Meldungen über ihren Gesundheitszustand gegeben. Müller sei nicht ernsthaft erkrankt, betonte Christina Knecht, Sprecherin des Hanser Verlags. „Sie hat lediglich einen leichten Infekt und ist etwas mitgenommen durch die Aufregungen der vergangenen Tage.“
Die Buchmesse war am Mittwoch (14.10.) zugleich Auftakt für den Deutschland-Start des neuen Dan-Brown-Bestsellers. Die ersten Ausgaben seines neuen Werks „The Lost Symbol“ wurde mit einem Laster zur Buchmesse geliefert. In einer Rekordstartauflage von 1,2 Millionen bringt der Lübbe Verlag die Übersetzung auf den Markt. Der Roman startete vor vier Wochen in den USA.
Günter Wallraff legte sein neues Buch „Aus der schönen neuen Welt - Expeditionen ins Landesinnere“ vor. Für die Reportage-Sammlung hat der in Köln lebende Autor als Obdachloser gelebt sich in der Rolle des Mitarbeiter Michael G. in die Abzocker-Methoden von Call-Centern einweisen lassen. Seit vier Jahrzehnten verschafft sich Wallraff mit falscher Identität Zugang zu Betrieben oder in unterprivilegierte Kreise.
Exil-Autoren und in China lebende Schriftsteller waren sich am Mittwoch (14.10.) nicht einig über den Sinn des chinesischen Auftritts auf der Messe. „Die chinesischen Funktionäre haben zur Eröffnung der Buchmesse von blühenden Landschaften für die Literatur gesprochen - aber sie verlieren kein Wort über inhaftierte Schriftsteller, über Zensur und Verbot“, kritisierte Umweltaktivistin Dai Qing. Großveranstaltungen wie die Buchmesse oder die Olympiade böten immer wieder eine Chance zum Dialog, „die aber regelmäßig von der Regierung als Plattform für ihre Interessen“ missbraucht werde.
Ma Jian, in China verbotener und seit Jahren in Londoner Exil lebender Schriftsteller, nannte die Einladung Chinas eine „an sich gute Sache“, aber Stimmen der Wahrheit werde man bei den nach Deutschland abgesandten Funktionären und Schriftstellern nicht finden. „Während sie in ihren schicken Anzügen hier herumlaufen, sitzen in China zahlreiche Autoren im Gefängnis.“ Zwar sei es nicht falsch gewesen, China einzuladen. Das Ausland unterschätze aber immer wieder, was die Staatsmacht wolle: „Die Regierung will sich möglichst schön und makellos präsentieren.“
An Thema Digitalisierung kommt in Frankfurt keiner vorbei. In der einen Halle zeigen Geräte-Hersteller ihre E-Book-Lesegeräte. In der anderen präsentieren die Verlage die dazugehörigen digitalen Inhalte. Und dazwischen drängen sich die Dienstleister, die beide zusammenzubringen wollen. Für sie hat die Messe erstmals einen eigenen Bereich eingerichtet, den komplett weißen „weiss'raum“. (dpa/gai)
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