MÜNCHEN (BLK) – Krisenzeiten sind für Bücher keine schlechten Zeiten. Wenn die Zukunftssorgen wachsen und das Geld knapper wird, suchen viele Menschen Ablenkung bei einem spannenden Krimi oder einem unterhaltsamen Roman. Der Buchhandelskette Hugendubel hat dieser Trend nicht nur ein gutes Weihnachtsgeschäft, sondern auch einen gelungenen Start ins neue Jahr verschafft. „Der Januar ist für uns überraschend gut geworden und der Februar ist überraschend gut gestartet“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Maximilian Hugendubel. Prognosen für das schwierige Jahr 2009 wagt er allerdings nicht. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wenn die Schlagzeilen dominiert werden von den Arbeitslosenzahlen, wird das auch durchschlagen auf die Konsumstimmung.“
Zu spüren ist die Zurückhaltung der Verbraucher schon jetzt, wenn es um größere Anschaffungen wie Autos für viele Tausend Euro geht. Lesestoff hingegen zu Preisen von durchschnittlich zehn Euro gönnen sich viele Kunden noch ohne großes Zögern. Ohnehin ist der Buchhandel stärker durch eigene Sonderkonjunkturen als durch das Auf und Ab in der übrigen Wirtschaft geprägt: Die Abenteuer des Zauberlehrlings „Harry Potter“ beispielsweise sorgten in den vergangenen Jahren regelmäßig für einen Ansturm in den Buchläden, mittlerweile hat sich die US-Schriftstellerin Stephenie Meyer mit ihren Vampir-Romanen einen festen Platz auf den Bestsellerlisten erobert.
Aber auch die Biografien von Altkanzler Helmut Schmidt und US-Präsident Barack Obama gehörten 2008 zu den Verkaufsschlagern. Und in diesem Jahr dürften Verlage mit vielen Neuerscheinungen beispielsweise die Jubiläumsfeiern zum Mauerfall und zur Gründung der Bundesrepublik begleiten, erwartet Nina Hugendubel, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Bruder leitet.
Hugendubel profitiert aber auch von der neuen Größe: Vor zweieinhalb Jahren hatten die Münchner mit der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild den gemeinsamen Handelsverbund DBH gegründet und damit für Aufsehen in der Branche gesorgt. Die neue Nummer eins im Buchhandel mit zusammen 503 Filialen im deutschsprachigen Raum kam 2008 auf einen Umsatz von 755 Millionen Euro, nach 711 Millionen Euro im Vorjahr. Hugendubel steuerte davon 262 Millionen (Vorjahr: 242 Mio) Euro bei. Der Filialist ist damit besser unterwegs als mancher Wettbewerber. Zwar registrierte auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die Gesamtbranche einen Aufwärtstrend in den vergangenen Monaten, der stationäre Buchhandel insgesamt aber konnte davon nicht profitieren und musste leichte Einbußen hinnehmen.
Den Umsatzzuwachs verdankt Hugendubel vor allem sechs neuen Filialen, die im vergangenen Jahr hinzugekommen sind, darunter als wichtigster Standort ein Buch-Kaufhaus in Stuttgart. Auch künftig will das Unternehmen das Netz ausbauen. Grundsätzlich suche man sich Top-Lagen in den Innenstädten, sagt Maximilian Hugendubel. Angestammte inhabergeführte Buchläden bringt das meist unter Druck. Deshalb dürfte auch künftig die Konzentration in der Branche weitergehen, erwartet der Buchmarkt-Experte Boris Langendorf, der einen Branchendienst herausgibt. Eine vollständige Verdrängung unabhängiger Buchhändler sieht er aber nicht. „Der Markt teilt sich einfach neu auf.“
Für neuen Schwung in der Branche könnten derweil die elektronischen E-Book-Lesegeräte sorgen. Erst vor wenigen Tagen stellte der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon ein neues Gerät für den US-Markt vor. Auch der Internet-Medienversender Libri.de verspricht sich gute Geschäfte mit einem neuen Sony-E-Book-Reader, der am 11. März an den Start gehen soll. „Wir sind auch schon länger an dem Thema dran“, sagt Nina Hugendubel. Zunächst wolle man aber die Entwicklung abwarten. „Das ist jetzt noch ein kleiner Markt, der aber sicher an Bedeutung gewinnen wird.“ Eine völlige Umstellung auf digitalen Lesestoff erwarten die Geschwister nicht. Wer sich E-Books kaufe, werde auch künftig bestimmt nicht auf gebundene Bücher völlig verzichten, sind sie überzeugt. (dpa)
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