Von Ralf E. Krüger
KAPSTADT (BLK) - In einem guten halben Jahr schaut die Fußball-Welt auf Südafrika. Der Kap-Staat hat eine afrikanische Weltmeisterschaft versprochen und will dabei die Lebensfreude des Kontinents in den Mittelpunkt stellen. Vuvuzela-Tröte und Makarapa-Fanhelm sind das eine, doch die Realität im Land eine andere. Wie bereitet sich der Fan mit Interesse am Gastland auf sein WM-Erlebnis vor? Er kann sich schon zu Hause „einlesen“ - Afrikas erste Fußball-Weltmeisterschaft bietet diversen Buchautoren eine Steilvorlage.
Bereitwillig haben viele Afrika-Korrespondenten ihre reich gefüllten Erfahrungskästchen geöffnet, um „das Buch zum Ereignis“ zu präsentieren. Unter Hochdruck arbeiten nach Verlagsangaben diverse Journalisten an entsprechenden Werken oder haben sie bereits vollendet. Darunter auch Berichterstatter, die das Land vor geraumer Zeit verlassen haben und mit einem Mix aus alten Reportagen und neuen Betrachtungen kurz vorm Weihnachtsfest auf den Markt drängen.
Beispiele sind die früheren Afrika-Korrespondenten von „Spiegel“ oder „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ (FAZ), Thilo Thielke oder Robert von Lucius. Der in Südafrika aufgewachsene Von Lucius porträtiert in seinem Buch „Nicht von hier und nicht von dort“ vor allem die im Ausland bekannteren Südafrikaner, hat den Blick zurück aber um eine aktuelle gesellschaftliche Betrachtung des Kap-Staates ergänzt.
„Traum Fußball - Afrikanische Fußballgeschichten“ heißt das Werk des langjährigen Afrika-Korrespondenten des „Spiegel“, Thilo Thielke. Mit seinem sportlichen Background hat er am Rande seiner Reisen durch den Kontinent Fußballgeschichten aufgespürt und zu einem lesenswerten Buch zusammengetragen. Nebenbei bringt er darüber auch Gesellschafts- und Machtstrukturen des Kontinents nahe.
Ein ähnliches Konzept verfolgt der fußballbegeisterte Korrespondent der Wochenzeitung „Die Zeit“, Bartholomäus Grill. Ein Kenner des Kontinents mit analytischem Scharfblick und bildreicher Sprache, in dessen Buch „Laduuuuuma! Wie der Fußball Afrika verzaubert“ die Fußball-Leidenschaft der Afrikaner im Allgemeinen und das WM-Gastland im Besonderen im Mittelpunkt stehen.
Zu den im Lande lebenden deutschsprachigen Berichterstattern, die als Buchautoren das Land in Sachen Fußball intensiv ausleuchten wollen, gehören der ARD-Hörfunkjournalist Claus Stäcker und seine Lebensgefährtin Cathrin Hennecke. Unter dem Arbeitstitel „Tod den Pavianen! Fußballwahnsinn in Südafrika“ soll es demnächst im Oktober-Verlag auf den Markt. In vielfacher Hinsicht aus dem Rahmen fällt ein anderes Buch, das wie kaum ein anderes die faszinierende Widersprüchlichkeit der Regenbogennation beleuchtet.
In „Identitäten im neuen Südafrika“ hat der bisherige Leiter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Johannesburg, Andreas Hettiger, eine Mischung aus persönlicher Beobachtung und Interviews zu einem überaus lesenswerten Buch zusammengeführt, das das zeitgenössische Südafrika und sein Lebensgefühl widerspiegelt.