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Büchersommer 2009

Komplexe Stoffe sind auch für den Strandkorb beliebt

© Die Berliner Literaturkritik, 07.08.09

BERLIN (BLK) – Im Büchersommer 2009 sind komplexe Stoffe angesagt. Auch im Strandkorb greift die Leserschaft lieber zu anspruchsvollen Werken statt zur leichten Unterhaltung. Was verkauft sich im Büchersommer 2009 am besten?

„Biographien werden häufig nachgefragt“, sagt Christiane Hahn von der Buchhandlung Anakoluth in Berlin. Zum Beispiel Natascha Wodins „Nachtgeschwister“. Die Autorin thematisiert darin ihre Beziehung mit dem Dichter Wolfgang Hilbig. „Eine intensive, dramatische Künstlerbeziehung“, meint Hahn. Auch die Lebensbeschreibung „Unvollständige Erinnerungen“ von Inge Jens findet großen Anklang, bestätigt Jasmin Jeroma von der Heinrich-Heine-Buchhandlung. Inge Jens, die sich als Editorin von Tagebüchern und Briefwechseln einen Namen machte, rückt hier ihr eigenes bewegtes Leben in den Fokus.

Eine intensive Erfahrung verspricht auch Ma Jians Roman „Red Dust. Drei Jahre unterwegs in China“. Ma Jians Reise fort aus dem engen Beijing, um die Inspiration als Künstler wiederzufinden und das im Umbruch befindliche China zu erforschen, dauerte schließlich drei Jahre. Der daraus resultierende Reisebericht des Fotografen ist in China selbst nach wie vor nicht erhältlich, während das deutsche Publikum bereits gespannt auf die Übersetzung des Nachfolgewerkes „Beijing Coma“ wartet, die im Herbst erscheinen soll.

Frisch auf Deutsch veröffentlicht ist Olga Tokarczuks Roman „Unrast“. Der Name ist Programm: Die Ich-Erzählerin ist eine Nomadin, ständig unterwegs, in Unrast eben. Die Autorin setzt sich mit Reiselust und Rastlosigkeit des modernen Menschen auseinander und findet das Phänomen prägend für eine ganze Epoche. „Tokarczuk hat eine schöne, poetische Sprache“, findet Christiane Hahn.

Ein weiterer beliebter Reisender ist Jonathan Safran Foer, dessen Debüt „Alles ist erleuchtet“ zusammen mit dem Nachfolger „Extrem laut und unglaublich nah“ immer wieder begeistert. In beiden Werken ergründet Foer die Abgründe menschlichen Verlustes – der eine Protagonist auf der Suche nach seinen jüdischen Wurzeln in der Ukraine, der andere, ein kleiner Junge, nach dem Grund für den sinnlosen Tod seines Vaters am 11. September 2009. Foer arbeite bereits an seinem nächsten Werk, dessen Erscheinen von den Fans bereits sehnlich erwartet werde, weiß Jan Köster von der Buchbox! Kiezbuchhandlung.

Wem das alles zu anstrengend ist, muss jedoch keineswegs auf eine gute Lektüre verzichten: Weniger dramatisch, aber genauso mitreißend ist Daniel Glattauers Roman „Gut gegen Nachtwind“. Ein Tippfehler beim E-Mail-Schreiben bringt einen Mann und eine Frau in innigen Austausch miteinander. Jasmin Jeroma legt besonders die Hörbuchfassung ans Herz: „Die Geschichte kann sich hier besser entfalten als im Buch, die Leser geben den E-Mails eine zusätzliche, lebendige und persönliche Färbung.“

Jan Köster empfiehlt den Berliner Uli Hannemann, Autor von „Neulich in Neukölln“ und „Neulich im Taxi“. „Sehr witzige Berliner Geschichten, absolut lesenswert!“ findet Hahn. Auch seinen Geheimtipp für den Sommer verrät er: „Peace“ von Alexa Henning von Lange. „Wirklich gut. Auch und gerade eine Empfehlung für die Leser, die nach den letzten Büchern etwas müde von der Autorin waren.“

Auch aktuelle Bestseller und Dauerbrenner sind natürlich für die Strandtasche gefragt, wie etwa die „Bis(s)“-Bestseller von Stephenie Meyer, die Krimis der französischen Autorin Fred Vargas oder weiterhin die Geschichtensammlungen von Judith Herrmann und Daniel Kehlmann.

Von Yvonne Berger


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