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Büchner-Preis an Reinhard Jirgl überreicht

© Die Berliner Literaturkritik, 24.10.10

DARMSTADT (BLK) - Der Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl ist am Samstag mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Der in der DDR aufgewachsene Jirgl habe in „einem Romanwerk von epischer Fülle und sinnlicher Anschaulichkeit ein eindringliches, oft verstörend suggestives Panorama der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert entfaltet“, begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung die Vergabe des mit 40 000 Euro dotierten Preises an den 57-jährigen Schriftsteller.

„Reinhard Jirgl tut oft weh“, sagte Helmut Böttiger in seiner Laudatio auf den Preisträger. Er stehe für das Sperrige und Lesehürden, er scheine geradezu Barrikaden zwischen sich und der landläufigen Öffentlichkeit aufgebaut zu haben. „Man braucht nur Jirgl zu sagen, und man weiß Bescheid“, nannte es Böttiger.

Der Georg-Büchner-Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Zu den bisherigen Preisträgern gehören so renommierte Schriftsteller wie Max Frisch, Günter Grass, Uwe Johnson, Elfriede Jelinek und zuletzt der Österreicher Walter Kappacher.

Der bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Jirgl ist vor allem für seine anspruchsvolle, experimentelle Sprache bekannt. So nutzt er Ziffern und Zeichen - schreibt etwa „1zige“, „&“ oder setzt Ausrufungszeichen vor Wörtern und Bindestriche - nach einem ausgeklügelten System und oft lautmalerische Rechtschreibung, die an den Schriftsteller Arno Schmidt erinnert. So finden sich in seinem jüngsten Werk „Die Stille“ Sätze wie: „?Hättest du=Anihrerstelle? nicht weinen müssen. Denn son Hochzeit's Tag gilt doch für 1 Frau als Der-Schönste-Tag=im-Le -“. Das Familienepos war für den Deutschen Buchpreis 2009 nominiert.

In seinen Romanen führe Jirgl vor, wie wichtig für ihn der Prozess des Schreibens selbst sei, sagte Laudator Böttiger. So werde klar, welche Funktion seine besondere Schreibweise und Zeichensetzung hätten. Der alphanumerische Code verschaffe seinen Texten eine zusätzliche Informationsebene.

Der Ausgezeichnete selbst betonte in seiner Dankesrede, mit dem Preis nicht gerechnet zu haben. „Das Unverhoffte ist mir nun als Geschenk zuteilgeworden“, sagte Jirgl. Der Preis sei für ihn „der schönste Impuls zum Weitermachen und ein Hinweis darauf, dass ich das Bisherige nicht vergebens geschrieben habe“.

Am Samstag sind von der Akademie zudem Karl-Markus Gauß mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay sowie Luca Giuliani mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa ausgezeichnet worden. (bal/dpa)


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