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CDU verbeugt sich vor Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff

Der Regisseur der „Blechtrommel“ sei ein „Teil deutscher Kulturgeschichte“

© Die Berliner Literaturkritik, 15.01.09

 

Von Wilfried Mommert

BERLIN (BLK) - Volker Schlöndorff wird erst Ende März 70 Jahre alt, aber das vielleicht außergewöhnlichste Geschenk kam schon jetzt für den Oscar-Preisträger von der CDU, die bisher eher weniger zum engen Freundeskreis des Regisseurs der „Verlorenen Ehre der Katharina Blum“ gehörte. Wie in einer Siegerpose hielt Schlöndorff am Mittwochabend in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin eine Adenauer-Büste hoch, die ihm nach der „Hommage für Volker Schlöndorff“ überreicht wurde.

Die Stiftung und Unionspolitiker sowie die Schlöndorff-Darsteller Ulrich Matthes und Bibiana Beglau („Der neunte Tag“, „Die Stille nach dem Schuss“) ehrten den Regisseur der „Blechtrommel“ als „Teil deutscher Kulturgeschichte“, der dem Film nicht nur Achtung und Anerkennung in der ganzen Welt verschafft habe, „sondern zugleich auch unser Gedächtnis geschärft“ und „Widerstand gegen das Vergessen“ geleistet habe. Für Schlöndorff sind das „viele schmeichelhafte Worte, man steht irgendwie daneben“, wie er in seiner kurzen Dankesrede meinte.

Keine Geringeren als der Bundestagspräsident und der Kulturstaatsminister persönlich waren angetreten, um einen Mann zu ehren, der einst, wie er in seinen Memoiren („Licht, Schatten und Bewegung“, Hanser) schreibt, Drehverbot bei einem CDU-Parteitag hatte und zu den Regisseuren des Films „Der Kandidat“ gehörte, die 1980 einen Kanzler Franz-Josef Strauß (CSU) verhindern wollten. „Das war ein Anti-Strauß-Film, Strauß war nie ein Adenauer-Mann“, sagte Schlöndorff der dpa dazu. Aber dennoch: „Wie kommt eigentlich ausgerechnet die Konrad-Adenauer-Stiftung dazu, Volker Schlöndorff zu ehren?“ fragte denn auch in gewollter Provokation Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) an dem Abend.

Immerhin gehe es doch um „den Mann, der die 50er Jahre, in denen Adenauer reagierte, als "bleierne Zeit" beschreibt, um den politisch Empörten, der - wie Heinrich Böll - als Sympathisant der RAF galt, den Lobbyisten, der für die SPD, ohne je Mitglied zu sein, Filmpolitik machte“. Aber für den gewieften Kulturpolitiker Neumann, der zwischen falschen und richtigen Freunden und Unterstützern zu unterscheiden weiß, ist die Antwort „schwierig und doch ganz einfach“ - Schlöndorff „ist wie er ist und nur als Ganzes zu haben“. Und „bei allen Macken, Ecken und Kanten, die er hat, bei den vielen Irrungen und Wirrungen, die sein Leben begleitet haben, bei den vielen Widersprüchen, in die er uns und sich verwickelte, ist er heute ein ganz Großer des deutschen Films, fast schon ein Klassiker“.

Natürlich kam auch das Stichwort DEFA, wenn auch eher ironisch, zur Sprache in Erinnerung an die jüngsten abfälligen, wie er meint „zugespitzten und darum gründlich missverstandenen“ Äußerungen des früheren Babelsberger Studiochefs Schlöndorff über manche Produktionen der früheren staatlichen DDR-Filmgesellschaft. Neumann zitierte den langjährigen Schlöndorff-Weggefährten Eberhard Junkersdorf, der Regisseur jogge täglich und trainiere für den nächsten Marathon, dadurch „lässt er Dampf ab und muss dann keine Leute mehr beleidigen“. Der Staatsminister fügt an dem Abend nur hinzu: „So viel zum Thema DEFA.“ Schlöndorff will das auch am nächsten Tag nicht weiter vertiefen. „Das war ein Sturm im Wasserglas. Ich sage nie wieder etwas Böses über Adenauer und die DEFA.“

Im Übrigen habe er auch nie auf Adenauer geschimpft, sondern auf die damalige Zeit, „die doch sehr ungeistig war“, Adenauer selbst sei „ein sehr interessanter Mann“ gewesen, sagt Schlöndorff der dpa. Außerdem habe er, Schlöndorff, sich nach dem Fall der Mauer von „all den Links-Utopien verabschiedet, Ideologien sind mir schnurz, ich halte mich an gute und fähige Menschen“. Und was die Parteien betrifft: Die SPD beeile sich doch ebenfalls, schon vor seinem 70. Geburtstag zu gratulieren, wie Schlöndorff betont, zum Beispiel am 20. Januar mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, die ihm der frühere SPD-Vorsitzende Kurt Beck überreichen will für „Verdienste als Literaturvermittler von hohem Rang“.


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