FRANKFURT/MAIN (BLK) – Anfang November 2009 hat der Eichborn Verlag den Reisebericht „Couch Surfing“ veröffentlicht, der von Jürgen Neubauer ins Deutsche übersetzt wurde.
Klappentext: Zu Gast bei Fremden. Think global, act global, sleep global - der Australier Brian Thacker schläft auf der Couch von Leuten, deren Adresse er aus dem Internet kennt. Ein Reise- und Erlebnisbuch der besonderen Art. Wie lernt man ein fremdes Land und seine Menschen am besten kennen? Man bucht sich nicht in einem Hotel ein, sondern macht Couch Surfing: Über Netzwerke im Internet findet man überall auf der Welt einen kostenlosen Schlafplatz, auf dem man einige Tage übernachten darf. Ein wunderbares Abenteuer, denn man springt rein in eine andere Kultur, den Alltag und das Leben der Gastgeber vor Ort. Alles ist völlig fremd - und aufregend. Der Australier Brian Thacker ist von Couch zu Couch um die Welt gereist. Er war auf Safari in Kenia, Skifahren in Chile, Biertesten in Belgien, bei Familienfesten in Island und Indien. Er wohnte unter anderem bei einem Wildhüter, einem Skilehrer, bei einem Architekten, einem Studenten, einer Krankenschwester, einem Arbeitslosen. Sah die gleiche TV-Show bei einem Muslim in Istanbul und einem Katholiken in Santiago. Seine wunderbar erzählten, skurrilen und berührenden Erlebnisse und Begegnungen zeugen davon: Couch Surfing lässt die Welt zusammenwachsen, über alle Unterschiede und Differenzen hinweg.
Fernweh ist wohl das ihm bekannteste Gefühl, glaubt man, wenn man von Brian Thacker hört. 77 Länder hat der in Birmingham geborene Autor bereits bereist und etliche Berichte hinsichtlich seiner Erfahrungen verfasst. Wenn der selbst ernannte Reiseschriftsteller gerade nicht die Welt entdeckt, lebt er mit seiner Familie in Melbourne, wo er zuvor auch als Art Director fungierte. (ros)
Leseprobe:
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„Ich lebe mit meiner Frau und meinen fünf Kindern in einer kleinen Wohnung. Da wir keine Couch haben, musst du im Kinderzimmer schlafen. Ich wohne weit weg vom Stadtzentrum, und es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich vor Kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurde.“ Brian Thacker Melbourne, Australien. Zugegeben, als ich mich vor einigen Jahren bei GlobalFreeloaders. com anmeldete, war ich einigermaßen skeptisch. Das Motto der Website lautete: „GlobalFreeloaders.com ist eine Online-Community, die Menschen aus aller Welt zusammenbringt und kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt. Spar Geld, lern neue Leute kennen und sieh die Welt mit den Augen der Einheimischen.“ Die Idee klang genial. Angefangen bei der kostenlosen Unterkunft — ich gestehe, dass ich auf Reisen ein ziemlicher Geizkragen bin und gern auch mal in meinem eigenen Schweiß bade, wenn das Zimmer mit Klimaanlage einen Euro mehr kostet. Doch GlobalFreeloaders sprach nicht nur den Knauser in mir an. Die Seite bot vor allem eine Möglichkeit, die ausgetretenen Touristenpfade zu verlassen und am Alltag der Menschen in anderen Ländern teilzuhaben. Allerdings manipulierte ich mein Profil ein klein wenig, damit niemand auf die Idee kam, bei mir übernachten zu wollen. Mal ehrlich, wer ist denn schon so verrückt, wildfremde Menschen in sein Haus zu lassen, und das in einer Zeit, in der man beim Fliegen nicht mal eine Nagelfeile mit ins Handgepäck nehmen darf? Und selbst wenn meine potenziellen Gastgeber mir vertrauen sollten, wer garantierte mir denn, dass ich ihnen trauen konnte? Die Profile bei GlobalFreeloaders verrieten jedenfalls nicht, ob ein möglicher Gastgeber vertrauenswürdig war oder nicht. Viele sagten so gut wie nichts über die Person aus und lasen sich ungefähr so: „Schlafcouch. Keine Haustiere.“ Claudio Hernandez Bogota, Kolumbien. Ich vergaß GlobalFreeloaders und erinnerte mich erst einige Monate später wieder an die Seite (merkwürdigerweise hatte in der Zwischenzeit niemand Interesse an meiner „Couch“ gezeigt), als ich bei einem meiner ziellosen Streifzüge durchs Netz über CouchSurfing.com stolperte. Das Motto der Seite lautete: „Hilf mit, eine bessere Welt zu erschaffen, Couch für Couch.“ Die Grundidee war dieselbe wie bei GlobalFreeloaders, doch die Aufmachung war erheblich professioneller. Die Mitglieder konnten detaillierte Profile à la MySpace und Facebook einrichten, Fotos hochladen, ihre Interessen, Gästewünsche, Fremdsprachen und eigenen Reiseerfahrungen darstellen und sogar ihre Couch beschreiben. Das Beste war, dass Gastgeber und Gäste einander bewerten konnten.
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Literaturangabe:
THACKER, BRIAN: Couch Surfing: Eine abenteuerliche Reise um die Welt. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2009. 320 S., 17,95 €.
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