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Dan Brown knackt wieder alle Codes

„The Lost Symbol“ erscheint erst zur Buchmesse auf Deutsch

© Die Berliner Literaturkritik, 22.09.09

Von Nada Weigelt

Eigentlich sollte man meinen, ein Harvard-Professor, der morgens seine eigens aus Sumatra importierten Kaffeebohnen noch von Hand mahlt und tagsüber geheime Zeichen entschlüsselt, hätte ein beschauliches Leben. Doch nicht bei Dan Brown. In seinem neuen Roman „The Lost Symbol“ schickt der amerikanische Thriller-Experte seinen Helden aus dem Megaseller „The Da Vinci Code“ („Sakrileg“, 2003) und dem Vorgängerroman „Angels and Demons“ („Illuminati“, 2000) wieder in ein atemberaubendes Abenteuer gegen die Zeit.

Auch wenn es diesmal nicht um so kontroverse Themen wie die angebliche Ehe Jesu mit Maria Magdalena geht - spannende Unterhaltung bietet das Buch allemal. Vorerst freilich nur im Original: Die deutsche Ausgabe unter dem Titel „Das verlorene Symbol“, an dem derzeit sechs Dolmetscher gleichzeitig unter Hochdruck arbeiten, kommt erst zur Buchmesse am 14. Oktober auf den Markt.

Doch schon die englische Version konnte in Deutschland auf Anhieb Platz sechs der „Focus“-Bestsellerliste erobern. In den USA gingen allein am ersten Verkaufstag mehr als eine Million Bücher über den Ladentisch - der mit Abstand beste Start nach Harry Potter.

„Bei zu vielen populären Autoren folgen auf große Hits schreckliche Enttäuschungen“, fürchtete die „New York Times“, die als erste eine Kritik über das bis zum Schluss streng geheim gehaltene 500-Seiten-Epos schrieb. „Bei Dan Brown ist das anders. Er macht ein schon totgeglaubtes Genre wieder sexy.“

Diesmal schickt der Autor seinen Helden Robert Langdon nicht nach Paris, London oder Rom, sondern nach Washington, ins Zentrum der Weltmacht. Unter einem Vorwand ins Capitol gelockt, macht der Symbol-Forscher dort einen grausigen Fund: In der legendären Rotunde liegt die abgetrennte Hand seines langjährigen Freundes und Mentors Peter Solomon. Ein Finger, geheimnisvoll tätowiert, zeigt auf ein Bild des ersten US-Präsidenten und Freimaurers George Washington. Und Langdon weiß sofort: ein mysteriöser Zusammenhang.

Nur zwölf Stunden bleiben dem Wissenschaftler, um die Verschwörung aufzudecken. Der Mann, der seinen Freund gekidnappt und verstümmelt hat, will mit seiner Hilfe einem alten Geheimcode der Freimaurer auf die Spur kommen, der Macht und Verwandlung verspricht. Andernfalls drohe eine „Katastrophe, von der sich das Land nicht erholen wird“.

In gewohnter Manier gerät Langdon in einen immer schnelleren Strudel von Abenteuern und Mysterien: Er entschlüsselt Rätsel, analysiert Bilder, deckt alte Geschichten auf - und kämpft mit und gegen den gewaltigen Sicherheitsapparat der CIA. Zum Glück hat er mit Katherine, der Schwester seines milliardenschweren Mentors, auch wieder eine attraktive, beherzte Frau an seiner Seite.

So kommen eingefleischten Brown-Fans viele Grundmuster des Romans sehr bekannt vor. Der fiese, masochistische Bösewicht etwa ist ebenfalls wieder da, nicht in Gestalt des Albino-Mönchs Silar, sondern als ein über und über mit Tattoos bedeckter, kastrierter Psychopath, der sich selbst Mal'akh nennt - hebräisch für Engel. „Ich bin ein Wunderwerk“, redet sich der Hüne vor dem Spiegel eitel zu. „Wenn Sie nur von meiner Macht wüssten.“

Doch trotz vorgestanzter Bauteile, einem bisweilen ärgerlich flapsigen Stil und gelegentlichen Einschüben von Lexikonwissen hat das Buch eine packende Dynamik. Wenn sich Langdon mit Katherine auf die Jagd durch das Capitol, die Kongress-Bücherei, den Botanischen Garten und andere Sehenswürdigkeiten Washingtons begibt, möchte man keine Seite missen. Das Tourismusbüro der Stadt hat die Chancen bereits erkannt und eine eigene Website für Besucher mit Dan-Brown-Faible eingerichtet. Nur über das etwas längliche Ende dürften Fans streiten. Es sei überraschend, weil es nicht überrascht, befand die „New York Times“.

Ungewöhnlich: In einem Schlenker gleich zu Beginn entschuldigt sich der Autor indirekt für den Wirbel, den er vor sechs Jahren mit seinem „Da Vinci Code“ vor allem bei der Katholischen Kirche auslöste. „Mein Lesekreis hat Ihr Buch über das göttlich Weibliche und die Kirche gelesen“, lässt er eine junge Empfangsdame zu Langdon sagen. „Hat ja für einen schönen Skandal gesorgt! Es macht Ihnen wohl Spaß, den Fuchs im Hühnerstall zu spielen?“ – „Das war nie meine Absicht“, versichert Langdon - vermutlich in Browns Namen.

Literaturangabe:

BROWN, DAN: The Lost Symbol. Doubleday, New York 2009. 509 S., 19,95 €.

Weblink:

Doubleday


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