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Das Familiengeheimnis gebrochen

Amelie Fried stellt ihre Familiengeschichte vor

© Die Berliner Literaturkritik, 18.03.08

 

BERLIN (BLK) – „Familiengeheimnisse haben eine starke, unberechenbare Wirkung“, las Amelie Fried aus dem Vorwort ihres neuen Buches „Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“. Anlässlich der Buchpräsentation im voll besetzten Auditorium des Jüdischen Museums Berlin am vergangenen Montag, 17. März 2008, erschien die Autorin in Begleitung ihres Mannes und Mitverfassers Peter Probst, um die Geschichte ihres jüdischen Großvaters und seiner Familie während und nach der Zeit des Nationalsozialismus vorzustellen.

Nach einleitenden Worten von Rahel Salamander (Literaturhandlung Berlin) begann Fried über die Erfahrungen während der Recherche zu ihrem sehr persönlichen Buch zu sprechen, das nicht nur eine Familiengeschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch eine „innerliche Aussöhnung“ mit ihrem vor 27 Jahren verstorbenen Vater sei. Im Wechsel mit Peter Probst las und erzählte sie anschaulich und bereicherte ihre Darstellungen durch die Projektion von Familienbildern und Dokumenten auf einer großen Leinwand auf dem Podium. Die zahlreich erschienenen Besucher im hell erleuchteten Auditorium folgten ihnen aufmerksam.

Durch eine zufällige Entdeckung ihres Mannes sei Fried auf eine ihr bis dahin unbekannte Familiengeschichte aufmerksam geworden. Unbekannt deshalb, weil weder Vater noch Mutter über ihre Erfahrungen in der Zeit des Nationalsozialismus sprachen. Während der Recherche über das Leben und Arbeiten ihres Großvaters, einem Ulmer Schuhhausbesitzer, im Dritten Reich erfuhr sie von den Gefahren und Schikanen durch die Nationalsozialisten, die ihre Familie aushalten musste und erhielt auch „sehr schmerzhafte Erkenntnisse“ über das zuweilen angepasste Verhalten einzelner Familienmitglieder.

Fried, dezent in grünem Kleid mit dunklem Cardigan, erzählt konzentriert von den Entdeckungen, die sie machte; „Dinge, die wehgetan haben herauszufinden“, wie sie erklärt. Sie habe vor Beginn der Recherche mit allen Familienmitgliedern gesprochen, um die Erlaubnis zu bekommen, dieses Projekt zu beginnen – alle rieten ihr zu. Sie habe dieses Buch geschrieben, um das tabuisierte „Familiengeheimnis“ zu lüften, nicht zuletzt um ihrer Kinder Willen. Sie sei froh, diesen Schritt getan zu haben und wolle alle in einer ähnlichen Lage ermutigen, es ihr gleichzutun. Es sei ihr zusätzlich gelungen, das Verhältnis zu ihrem verstorbenen Vater aufzuarbeiten und zu verbessern. Eine große Freude sei es gewesen, im Laufe der Recherchen einen noch lebenden, ihr bisher unbekannten Verwandten zu finden: Walter Erich Fried, „Onkel Walter aus Seattle“, der 1939 nach Bolivien emigrierte, nun in den USA lebe und mit dem sie in gutem Kontakt stehe. Es sei auch ein Buch für „Onkel Walter“, sie wolle zeigen, dass „seine Eltern nicht vergessen“ werden. Peter Probst, in weißem Hemd mit schwarzem Sakko zu ihrer Rechten sitzend, entdeckte ebenfalls einen unbekannten Onkel in seiner Familie, einen „wunderbaren Zeitzeugen“, sesshaft in Hamburg. Es sei „heilsam“ gewesen, das Familienschweigen zu brechen, bemerkt Fried, es habe zu einem größeren Familienverständnis geführt.

Amelie Fried wurde 1958 als ältestes von drei Kindern im Ulm geboren. Ihre Eltern sind der Verleger Kurt Fried (1906-1981) und die Buchhändlerin Inge Fried Ruthardt (*1930). Amelie Fried lebt mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor Peter Probst, und ihren beiden Kindern in der Nähe von München. Amelie Fried ist seit 1984 als TV-Moderatorin tätig, derzeit in der Talkshow „3 nach 9“ zusammen mit Giovanni di Lorenzo. Sie schreibt regelmäßig Kolumnen in der Zeitschrift „Für Sie“. Seit 1995 veröffentlichte sie zahlreiche Bücher in der Kinder- und Erwachsenenliteratur. Amelie Fried ist Grimme-Preisträgerin und erhielt neben andere Auszeichnungen den Telestar-Förderpreis sowie den Bambi.

Die Buchpräsentation von „Schuhhaus Pallas“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin, dem Hanser Verlag, dem Hörbuch-Verlag und der Berliner Literaturhandlung.

Von Martina Weiler

Literaturangaben:
FRIED, AMELIE: Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte. Carl Hanser Verlag, München 2008. 192 S., 14,90 €.

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