Von Marco Gerhards
Der Vater von Axel Gottlob war professioneller Bodybuilder und ein Archivbild im Buch spricht deutlich Bände. So kam der junge Axel von Kindesbeinen an mit dieser Materie in Berührung und folgte, wenn auch zunächst nur semiprofessionell, seinem väterlichen Vorbild. So wurde denn folgerichtig auch der Sohn zum regionalen Champion in Sachen Muskelaufbau und –präsentation, auch hier erinnern Bilder an die Berge des Fleisches, die die Kampfrichter damals beeindruckten. Doch das ist lange her, Gottlob hat Physik und Jura studiert und im zweiten Bildungsweg noch eine Maschinenebaupromotion drangehängt. Aus jenen Arbeitsbereichen hat er sich schließlich auf Ergonomie und Biomechanik spezialisiert, zwei besonders wichtige Teildisziplinen, wenn es um orthopädisch sauberes und gesundes Bewegungsverhalten geht.
Der Schluss liegt nahe und der Kreis hat sich geschlossen. Jenes Fachwissen hat Gottlob – gottlob! - in seine Arbeit als Krafttrainer und Fitnesslehrer integriert. Herausgekommen ist eine wohlwollende Ausnahme. Das wohl beste und momentan erfolgreichste Fachbuch zum Thema Krafttraining, das dieses Jahr folgerichtig schon in der dritten Auflage herausgegeben wird. Abseits egobolzender Kraftmeier und ausschließlich auf äußeren Muskelzuwachs und ästhetische Komponenten ausgerichtete Verkaufsangebote, treffen sich hier Sport und Fitness mit Biomechanik und Sportmedizin. Physiologisch sauber und methodisch einwandfrei, so, wie man es in einem Fitnessstudio erwartet, aber normalerweise niemals bekommen wird.
Wer einmal dieses Buch in den Händen gehabt, wird es nicht mehr hergeben und als essentiellen und unverzichtbaren Ratgeber in Sachen Krafttraining vorzuzeigen wissen. Medizinische Fachtermini und –erläuterungen sowie eine grundlegende Einführung in die Trainingslehre und die Kraftpyhsiologie beginnen das Buch grundlegend. Die zwölf Prinzipien von Gottlobs selbst tituliertem „differenziertem“ Krafttraining zeigen, warum sich hier jemand von anderen unterscheiden will und unterscheiden muss. Zu genau, zu korrekt und zu wichtig sind seine Vorstellungen im Gegensatz zur breiten Masse a la Fit-for-Fun. Nicht umsonst ist er auf dem akademischen Markt bereits einer der meist zitierten Autoren.
Allein die Literaturliste am Ende des Buches zeigt, dass hier ein absoluter Vollprofi am Werk gewesen ist, der über die ästhetische und psychologische Wirkung hinaus den Körper als physiologische Anpassungsmaschine begreift, die, gibt man die richtigen Informationen ein, einwandfrei und sehr adaptiv reagiert. Einziger Kritikpunkt, aber das als fachinterner Diskussionsoption, mag vielleicht der überproportional große Anteil an Bauchmuskelübungen im Buch sein, die andere Experten aufgrund der hohen Wirbelsäulenbelastung und der offensichtlich geringen Bedeutung im Kraftpaket Körper eher vernachlässigen würden. Aber das ist bereits die hohe Schule der Krafttrainingslehre, die den Wenigsten etwas sagen dürfte.
Viel wichtiger erscheint deshalb, diesen Weg des Wissens und des überaus fundierten und professionellen Know-Hows zu beschreiten. Der meines Erachtens kompetenteste Fachmann, dessen zahlreiche zufriedene Schüler und Kunden an seinem eigenen Institut ein Lied davon singen können, heißt Axel Gottlob, der auch in Buchform seine Leserinnen und Leser sanft und behutsam, medizinisch korrekt und biomechanisch sauber (und nur so ist dies auch wirklich sinnvoll!) an das bedeutendste Wesen menschlicher Kondition heranführt – die Kraft. Ohne jene ist Bewegung, ist Leben undenkbar und nach der natürlichen Aufbauphase der Kinder, bedarf es in unserer demobilisierten Gesellschaft einer fachgerechte Anleitung. Diese ist hier gefunden und sollte unbedingt konsultiert werden.
Literaturangabe:
GOTTLOB, AXEL: Differenziertes Krafttraining: mit Schwerpunkt Wirbelsäule. Elsevier Verlag, München 2009. 410 S., 54,95 €.
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