Von Gregor Tholl
Eitel, egozentrisch und letzten Endes einsam - so beschreibt der deutsche Autor Roman Maria Koidl den Männertypus der „Scheißkerle“ in einem gleichnamigen Buch. Dem Leser könnten dazu gleich mehrere aktuelle Fälle prominenter Männer mit Doppelleben einfallen.
„Ein Betrüger ist gar nicht leicht als solcher zu erkennen, weil man ausgerechnet bei ihm zuerst gar nicht auf die Idee kommt, dass er einer sein könnte“, schreibt Koidl. Für ihn sei es immer wieder erstaunlich, dass sich viele Frauen sicher seien, nicht betrogen zu werden. Koidl meint dagegen, er kenne „keinen unschuldigen Mann“.
Tatsächlich ist Fremdgehen für viele Männer kein Tabu. Doch nach einer repräsentativen Umfrage vom vergangenen Sommer (im Auftrag der „Apotheken Umschau“) ist es nur jeder fünfte Liierte (22,6 Prozent) ab 16, der sich vorstellen kann, fremdzugehen - und auch nur, wenn der Sex mit der Partnerin schlecht laufe.
Ein ähnliches Ergebnis hat die Zeitschrift „Petra“ für Frauen ermittelt: 22 Prozent von ihnen zwischen 20 und 45 sagen demnach, dass sie sich eine Liebelei nebenher vorstellen können.
„Scheißkerle“-Autor Koidl meint: „Sicher, es gibt Männer, deren Möglichkeiten, fremdzugehen, begrenzt sind, vielleicht weil es ihnen an Attraktivität mangelt, ihnen das Selbstbewusstsein dazu fehlt, die Offenheit.“ Doch für die gebe es dann immer noch die Prostitution.
Er glaubt, dass Betrügen für viele Männer eine „Sucht“ werden könne. In jüngster Zeit redete sich vor allem in den USA mancher Star mit dem dramatischen Bekenntnis zur Sexsucht heraus. Die Begabung vieler Männer liege darin, die Partnerin so zu bequatschen, dass diese die Beziehung fortsetze, selbst wenn das Fremdgehen herauskomme, so Koidl.
Für Profi-Fremdgänger zählen nach Ansicht des Autors vor allem gute Ausreden. Meistens sei das der Job: „Das Büro eignet sich nach 17 Uhr hervorragend für körperliche Einsätze aller Art.“ Von Telefonaten aus dem Büro dürfe sich eine Frau deshalb nicht täuschen lassen.
Wohl noch nie war es so leicht wie heute, Affären zu organisieren. Seitensprung-Webseiten helfen, Gleichgesinnte zu finden. Und wer eine Parallelbeziehung beginnt, hat heute technisch - Handys und umgeleiteten Anschlüssen sei dank - gute Lügenhilfen.
Wer mit einem Betrüger zusammenlebt, müsse immer auf der Hut sein: „Kommt er spät nach Hause und die Partnerin hat den Verdacht, dass etwas gewesen sein könnte, dann ahnt er die Irritation schon voraus...“, schreibt der Autor. Dann wende er einen Trick an: Er wolle Sex mit ihr haben - und lenke so ab.
Für Frauen mit Verdachtsmomenten hat der Autor den ultimativen Tipp: den «Du-hast-im-Schlaf-geredet-Test». Dabei gibt man vor, der Partner habe nachts im Schlaf geredet und Geschichten erzählt. Wirkt er danach unentspannt, hat er etwas zu verbergen. Wenn er später sogar noch mal nachfragt, wisse die Frau praktisch Bescheid.
Literaturangaben:
KOIDL, ROMAN MARIA: Scheißkerle. Warum es immer die Falschen sind. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2010. 224 S., 17 €.
Weblink: