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Roman von Idris Ali in Ägypten beschlagnahmt

Alle Exemplare wurden von der laufenden Kairoer Buchmesse entfernt

© Die Berliner Literaturkritik, 05.02.10

KAIRO (BLK) - Die ägyptischen Behörden haben das Gaddafi-kritische Buch „Der Führer lässt sich die Haare schneiden“ des ägyptisch- nubischen Schriftstellers Idris Ali beschlagnahmt. Darüber hinaus nahmen sie den Verleger des Romans, Dschumaili Ahmed Schehata, am Sitz seines Waad-Verlags in Kairo fest, bestätigte das Arabische Netzwerk für Menschenrechtsinformationen (ANHRI) am Freitag (05.02.10) in der ägyptischen Hauptstadt. Polizisten in Zivil beschlagnahmten außerdem alle Exemplare des Romans, die auf der derzeit laufenden Kairoer Buchmesse ausgestellt waren.

Idris, einer der bedeutendsten nubischen Schriftsteller der Gegenwart, lebte von 1976 bis 1980 in Libyen. In seinem neuesten Buch erzählt er freimütig von den menschlichen und sozialen Verhältnissen unter der Diktatur des libyschen Präsidenten Muammar el-Gaddafi, der sich 1969 an die Macht geputscht hatte. Mit ungewöhnlichen Auftritten und manchmal brutalem Vorgehen sorgt Gaddafi immer wieder für internationales Aufsehen.

Das offizielle Ägypten pflegt jedoch ein herzliches Verhältnis zum nordafrikanischen Nachbarn. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak hatte erst Mitte der Woche Gaddafi im libyschen Mittelmeer-Hafen Sirte einen Besuch abgestattet. Menschenrechtsbeobachter sehen einen Zusammenhang zwischen der Visite und den Zensurmaßnahmen. Denn „Der Führer lässt sich die Haare schneiden“ erschien vor vier Monaten in Ägypten, ohne dass sich die Behörden damals darum gekümmert hätten.

Während die Zensur von Kunst, Literatur und Medien in Ägypten milder ist als in Libyen, werden auch im Nilland immer wieder unbequeme Autoren und Publizisten eingesperrt oder gemaßregelt. Tabus stellen vor allem Kritik an Mubarak, an befreundeten Regimen und an der Religion sowie die Sexualität dar.

Idris Ali befasste sich in seinen bisherigen Romanen und Erzählungen - darunter „Taht chatt al-fakr“ (Unter der Armutsgrenze, 2005) - mit dem tristen Schicksal der Nubier, die sich in Ägypten diskriminiert fühlen. Bei diesen handelt es sich um ein arabisch- afrikanisches Mischvolk mit einer alten Hochkultur am Oberlauf des Nils, das heute vor allem im Sudan und im südlichen Ägypten lebt. (dpa/arn)


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