LEHRMACHER, GEORG: Wahre Weihnachtswunder. Pattloch Verlag, München 2011. 96 S., 10 €.
Von Alexandra Steiner
Die Vorweihnachtszeit ist bekanntlich eine besinnliche Zeit. Eine Zeit des Vergebens, der Hoffnung, der Liebe und der Spiritualität. Manche Menschen jedoch benötigen gelegentlich ein kleineres oder größeres Wunder, wenn ihr Leben aus den Fugen geraten ist.
Georg Lehmacher, der Autor von „Wahre Weihnachtswunder,“ beschreibt in seinen Kurzgeschichten Begebenheiten aus den Leben dreier Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden: der lebensmüde, alkoholkranke Taxifahrer, der sich selbstlos in Gefahr begibt, um mehreren Menschen bei einem Autounfall das Leben zu retten und dadurch wieder einen Sinn in seinem Leben findet; der verstoßene Sohn, der sich vor dem Vater beweisen kann, indem er seine eigenen Pläne zurückstellt und das Familienunternehmen rettet; der Großvater, der seinem jugendlichen Enkel die Augen öffnet, indem er ihm erzählt, wie sehr er um die Liebe zu seiner späteren Frau kämpfen und welche Schwierigkeiten er dabei überwinden musste. In warmherzigen und doch so normalen Bildern bekommt man diese drei Leben vorgestellt – und in jedem tut sich eine neue Tür auf, wenn sich eine andere geschlossen hat. Durch das uneigennützige Verhalten der Protagonisten gewinnen diese neuen Lebensmut, erfahren Anerkennung und können wieder an ihre eigene Zukunft glauben.
Die unglaublichsten Geschichten schreibt das Leben selbst. Gerade die Erzählung des Taxifahrerers aus der ersten Geschichte, der am Ende auch noch einen neuen Job findet – so ließ der Autor durchblicken –, ist sehr nahe an einem Erlebnis angeknüpft, dass in seinem persönlichen Umfeld tatsächlich passiert ist. Die letzte Geschichte des Enkels hat inhaltlich etwas weniger Tiefgang als die ersten beiden, ist aber ebenso lesenswert, da sie das Buch auf eine ganz stille Art abrundet.
Besinnliche Weihnachtsgeschichten gibt es selbstverständlich zuhauf, das liegt sozusagen in der Natur der Dinge. Aber Georg Lehmacher ist es gelungen, einen Bezug zur heutigen Welt herzustellen, er schildert Ereignisse, wie sie das wahre Leben schreibt, und dies schafft er ganz ohne pseudo-religiösen Kitsch in einer unverkünstelten Sprache. Die Texte regen zum Nachdenken an, man wird daran erinnert, dass man etwas bewegen kann, sowohl für andere wie auch für sich selbst. Vielleicht sollten wir alle in unserer hektischen Welt von Zeit zu Zeit einen Augenblick innehalten und uns auf das Wesentliche besinnen: die Nächstenliebe.
Halten diese Geschichten irgendwelche Überraschungen für den Leser bereit, neue Erkenntnisse? Nein, denn eigentlich wissen wir alle, was „das Gute“ sein soll, und der positive Ausgang der Erzählungen ist vorhersehbar. Das ist aber nichts Schlechtes, ganz im Gegenteil: Das muss sogar so sein. Denn von Weihnachtsgeschichten ohne Happy End wären wir doch sicherlich alle maßlos enttäuscht! „Wahre Weihnachtswunder“ ist eine tolle Geschenkidee und bereitet Lesefreude für Jung und Alt!
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