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Argentinischer Irrgarten

Das Gastland der Buchmesse präsentiert sich im Ausstellungsforum

© Die Berliner Literaturkritik, 06.10.10

Von Thomas Maier

FRANKFURT/MAIN (BLK) - Der Zugang zum argentinischen Irrgarten beginnt mit Kreidezeichen auf dem Boden. Das Kinderspiel „Himmel und Hölle“ heißt auf spanisch „Rayuela“ - und ist zugleich ein weltberühmter Roman von Julio Cortázar. Die Kritzeleien im Forum der Frankfurter Messe weisen den Weg zu den Säulenheiligen der argentinischen Literatur. Die Präsentation ist als Labyrinth mit meterhohen Wänden angelegt, auf denen architektonisch geschickt mit Bildern, Büchern und Filmausschnitten die Geschichte der Literatur des Landes erzählt wird.

Jorge Luis Borges (1899-1986) und Cortázar (1914-1984), die Hauptvertreter der „fantastischen Literatur“ Argentiniens, haben für die Präsentation des Gastlandes die Vorgaben geliefert. Beide haben sich mit den Polaritäten von Himmel und Erde oder von Ordnung und Chaos auseinandergesetzt. Die Ausstellung will über verschlungene Wege - den Irrgarten - den Zugang zum Land ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Geschichte der Literatur mit ihren großen Schriftstellern, sondern auch um allgemeine Themen wie Argentiniens Landschaften, Bräuche und natürlich auch um die Militärdiktatur (1976-1983). Deren Aufarbeitung hat sich das Gastland, das in Frankfurt mit rund 60 Autoren vertreten ist, zum Ziel gesetzt.

Insgesamt wirkt der argentinische Auftritt auf der Messe vom Design frisch und einfallsreich. Anders als China oder auch Südkorea in den vergangenen Jahren setzen die Argentinier weniger Hightech ein, haben aber originelle Ideen. So hat der Cartoonist Miguel Rep von der argentinischen Zeitung „Página/12“ ganze Wände mit Comics aus der argentinischen (Literatur-)Geschichte gezeichnet. Bis zum Ende der Messe will er sich von immer neuen Motiven inspirieren lassen.

Und die Argentinier bringen auch Selbstironie mit. Das Design des Unübersichtlichen soll den Besucher nicht nur wie bei Borges in eine Welt von Nebeln einhüllen. Es soll zugleich auch das Chaotische und die Instabilität des Landes widerspiegeln, in dem es angesichts der Dauerkrisen der vergangenen Jahre für viele täglich ums Überleben geht. Da bleibt - wie in der Ausstellung - mancher Weg unvorhersehbar. „Das Unwissen darüber, was geschehen wird, ist Teil unserer Ängste und Hoffnungen, unserer Tugenden und unserer Spontaneität, unserer Gabe für Improvisation“, sagt der Ausstellungskurator, der Architekt Atilio Pentimalli.

Natürlich fehlen auch nicht die argentinischen Mythen, die den großen Literaten des Landes immer wieder als thematische Vorlagen dienten. Dazu gehört der aus Argentinien stammende Revolutionär Che Guevara. Ein Faksimile seines bolivianischen Tagebuchs ist in der Ausstellung zu sehen. Von Eva Perón hat es ein Kostüm bis nach Frankfurt geschafft.

Die alten Fußballschuhe von Maradona fehlen - dem Vernehmen nach haben sich die argentinischen Organisatoren vergeblich darum bemüht. Für eine Vitrine zu Maradona hat es dennoch gereicht, mit einer fachkundigen Beobachtung von Schriftsteller Eduardo Galeano: „Maradona hatte die Gewohnheit, die Zunge rauszustrecken, wenn er in voller Fahrt war. Alle seine Tore sind mit rausgestreckter Zunge gemacht.“ (dpa/nw)


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