Von Nikolaus Dominik
MURNAU (BLK) - Der Schriftsteller Ota Filip gehörte in der früheren Ota Filip zu den international bekannten Dissidenten neben Pavel Kohout und Václav Havel. Er wurde 1930 im mährischen Ostrava (Ostrau) geboren, studierte in Prag Journalismus und arbeite zunächst als Journalist für verschiedene Zeitungen, bevor er seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter verdienen musste. Filip, der seit 1977 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und in Murnau in Oberbayern lebt, wird am 9. März 80 Jahre alt.
Filip war 1960 wegen kritischer Ansichten aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen worden und hatte dadurch Publikationsverbot. Seine zwischen 1960 und 1963 geschriebenen drei Romane konnten erst im „Prager Frühling“ 1968 erscheinen. In diesem kurzen ideologischen Tauwetter konnte Filip dann einige Monate als Verlagslektor arbeiten, bevor er im August 1969 wegen „gröblicher Schmähung“ des damaligen Präsidenten der CSSR verhaftet und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Nach internationalen Protesten kam er 1970 nach 15 Monaten frei und musste sich erneut als Hilfsarbeiter durchschlagen. Im Jahr 1974 ging er dann mit seiner Familie ins bundesdeutsche Exil.
Der begabte Schriftsteller gehörte noch zu seiner Zeit in der tschechoslowakischen Heimat zu den beliebtesten Erzählern und galt auch im Westen als besonderes literarisches Talent. „Café Slavia“, ein ironisch-utopischer Roman aus dem Jahr 1985, wurde von der Kritik einhellig gepriesen. Schon sein 1973 erschienener Schelmenroman „Die Himmelfahrt des Lojzek Lapácek aus Schlesisch Ostrau“ hatte Filip viel Lob eingebracht. Er bezog auch im gesellschaftlichen Leben immer wieder dezidiert politisch Stellung und setzte sich für eine Aussöhnung zwischen den Tschechen und den Sudetendeutschen ein.
Als Filip 1998 beschuldigt wurde, er habe in den 50er und 60er Jahren mit dem tschechischen Geheimdienst der damaligen kommunistischen Regierung zusammengearbeitet, reagierte Filip mit tiefer Betroffenheit. Er habe niemals „wissentlich und willentlich“ mit dem Staatssicherheitsdienst zusammengearbeitet.
Im Jahr 2001 legte Filip dann eine Selbstverteidigung in Form eines autobiografischen Romans „Der siebente Lebenslauf“ vor, der auf ein unterschiedliches Echo traf. Darin berichtet er über die absurden Vorgänge in den 50er Jahren in der Tschechoslowakei aus der Sicht eines Jugendlichen. Einige Stimmen nannten das Buch von „Selbstmitleid“ getragen, es sei ohne besonderen literarischen Wert. Daraufhin zog sich Filip erneut zurück.
Anfang Januar hat er die Chamisso-Poetikdozentur an der Technischen Universität Dresden übernommen. Die Stadt München hat Filip 1991 mit dem ersten Münchner Großstadtpreis für Literatur geehrt. Im selben Jahr erhielt er auch den Düsseldorfer Andreas- Gryphius-Preis.