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„Der beste Roman aller Zeiten“

Eine Persiflage auf das Literatur- und Mediengeschäft

© Die Berliner Literaturkritik, 19.02.09

 

Von Thomas Maier

Einen der originellsten Einfälle auf der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Oktober hatte Oliver Maria Schmitt. Der Autor und Satiriker verkleidete sich – passend zum Buchmessen-Ehrengast Türkei – als Türke. Mit einem Buchmanuskript – einer kruden Mischung aus Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ und Charlotte Roches „Feuchtgebieten“ – ging er dann bei den Verlagen hausieren. „Ich bin dann mal in der Nasszelle“ hieß das Opus, das Ertugrul Osmanoglu alias Oliver Maria Schmitt feilbot. Was er auf seiner für die „FAZ“ niedergeschriebenen Odyssee alles an Ratschlägen und Begegnungen erlebte, gehört sicherlich zum witzigsten, was über die Buchmesse im vergangenen Jahr geschrieben wurde.

Die Persiflage auf das Literatur- und Mediengeschäft machte Schmitt offenbar so viel Spaß, dass er jetzt in Buchform nachlegte. Bei Rowohlt Berlin hat er den „Besten Roman aller Zeiten“ – kurz „Braz“ genannt – veröffentlicht. Hier verdingt sich der Ich-Erzähler, gelernter Coach und „Diplom-Entschleuniger“, bei einem zwielichtigen Frankfurter Bestseller-Autor, der seinen Erfolg vor allem dem geschickten Abkupfern aus den Werken anderer verdankt.

Nach dem Zusammentreffen des Duos im Frankfurter Bahnhofsviertel, wo sich neben Table-Dancerinnen auch zwielichtige osteuropäische Männer tummeln, führt die Story in die Schluchten des Balkans. Dorthin werden Autor und Coach auf Betreiben eines albanischen Porno- und Poesieverlegers entführt. Da der Verlag seinen Großautor nicht freikaufen will, soll dieser einen neuen Bestseller schreiben, mit dem die Kidnapper Millionen zu scheffeln hoffen.

Diese Story ist zwar so richtig trashig und abgedreht – dennoch hält sich der Spannungsbogen in Grenzen. Deshalb schießt Schmitt im „Braz“ auch von Beginn an ein Feuerwerk von Pointen ab, als ob er die eher dünne Handlung überdecken müsste. Alle kriegen hier ihr Fett ab – nicht nur der Literaturbetrieb. Leider ist dies auch das Problem des Romans. Schmitt, einst Chefredakteur der „Titanic“, setzt sich durch seine Pointen-Zwang so unter Druck, dass der Leser ermüdet.

Viel besser kommen die Pointen des „besten Romans aller Zeiten“ beim Zuhören rüber. Schmitt ist jedenfalls ein sehr begabter Vorleser seiner kabarettistischen Einlagen, wie er jüngst bei der Vorstellung seines Romans im Frankfurter Nachtclub „Pik Dame“ – einem der Schauplätze des Romans – unter Beweis stellte.

Literaturangaben:
SCHMITT, OLIVER MARIA: Der beste Roman aller Zeiten. Rowohlt Verlag, Berlin 2009. 256 S., 16,90 €.

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